Carl Friedrich May

* 25. Februar 1842
Ernstthal

† 30. März 1912
Radebeul

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Wiener Reisetagebuch


 

Vorwort
Wien! - Eine Stadt mit dem besonderen Flair.
Wien! - Eine Stadt, die zu Karl Mays Zeiten k.u.k österreichisch-ungarische Monarchie war.
Wien! - Eine Stadt zwischen Nostalgie und Moderne.
Wien! - DIE Stadt, in der Karl May im März 1912 seinen letzten großen, bejubelten Triumph erlebte.
Wien! - DIESE Stadt sollte unser Reiseziel sein.
Karl May selbst besuchte nicht nur Wien, sondern er nahm Wien auch in seine Geschichten auf. Hiervon und noch von einem bißchen mehr erzählt das Wiener Reisetagebuch unserer fränkischen Karl-May-Freundin Frau Steinel, welches einzustellen ich das Vergnügen habe.
Eingeladen von der Wiener Karl-May-Runde nahmen wir teil am 2. Wiener-Karl-May-Wochenende vom 14. bis 16. September und empfanden einen Hauch der Wiener Atmosphäre bei den Wiener KM-Freunden, sei es durch nette Gespräche oder auch bei den Vorträgen, aber ebenso natürlich im Hotel, in den Restaurants, in den Straßen.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen dieser Zeilen - und wer weiß - vielleicht sieht man sich auch gerade wegen dieses schönen Reiseberichtes beim nächsten Wiener Karl-May-Wochenende 2014...?
Mit einem herzlichen servus baba verabschiedet sich Ihr

Klaus_D

 

Für alle Bilder dieser Seite sowie für die Erlaubnis, diese veröffentlichen zu dürfen, ein herzliches Dankeschön an:
  • Fr. Steinel
  • Hr. Steinel
Ferner dankt der Webmaster
  • Hr. Kriegleder
  • Hr. Olbrich
für die Erlaubnis, ihre Vorträge komplett oder auch auszugsweise veröffentlichen zu dürfen.

 


 

Freitag

 

Wir starteten am 14.09.2012 morgens gut gelaunt vom Nürnberger Hauptbahnhof aus mit dem ICE in Richtung Wien. Dort fand von Freitag bis Sonntag das Zweite Wiener Karl May-Wochenende statt. Eingedeckt mit Leselektüre, natürlich von oder über Karl May, waren wir voller Erwartung und gespannter Vorfreude, was wir in Wien alles erleben würden.

 

Nach 5 Stunden kurzweiliger Bahnfahrt kamen wir am Wiener Westbahnhof an. Das Ibis-Hotel war gut gewählt, denn es war nicht weit zu gehen.

 

Wir freuten uns, als wir gleich im Foyer des Hotels unserem Schweizer Karl May-Freund Markus Rudin mit seiner Frau begegneten. Ebenso kamen wir auch gleich mit einem netten Ehepaar aus Österreich ins Gespräch.

 

Frau Elisabeth Kolb begrüßte uns herzlich, überreichte uns die Tagungsmappen mit einem "süßen Mozart" (Mozartkugel), und so fühlten wir uns sofort Willkommen in Wien.

 

An dieser Stelle liegt mir besonders am Herzen, Frau Elisabeth Kolb als eine charmante, fürsorgliche und gut aufgelegte "Gastgeberin" und Hauptorganisatorin zu erwähnen, die immer ein offenes Ohr bei Fragen hatte. Wir empfanden "die Drei" (Frau Kolb zusammen mit Wilhelm Brauneder und Hans Langsteiner) als ein eingespieltes Team.

 

Nach der netten Kaffeeplauderei bei Kaffee und Kuchen wurden um 16 Uhr die Tagungsteilnehmer (ca. 40 Teilnehmer) offiziell begrüßt.

 

 

 

Anschließend folgte um 17.15 Uhr der Festvortrag von Wynfried Kriegleder: "Sealsfield, Strubberg und May: Drei Stationen des deutschen Amerikaromans". [Vortrag]

 

Das gemeinsame Abendessen fand um 19 Uhr in einem Wiener Restaurant statt. Urig! - die Fahrt mit der Wiener Straßenbahn (Tram). Die vermittelte ein Gefühl von "damals wars..." - einfach nur schön schaukeligwacklig. :o)

 

Das Abendessen wurde untermalt mit Karl-May-Lesungen, vorgetragen von Herrn Walter Gellert, aus Karl Mays "Der Weg zum Glück" (passend zum Wien-Rundgang am Sonntag).

 

Mit unseren österreichischen Tischnachbarn kamen wir sehr schnell in nette Gespräche und das - man lese und staune - nicht nur über Karl May. Interessante Themen waren schnell gefunden. Ob es nun um Urlaub, Essen oder die guten alten Kinofilme ging - naja okay darüber landeten wir dann irgendwann doch bei Karl May, wenn auch über den Umweg Lex Barker, den ich gerne mit meinen zwei netten mir gegenübersitzenden Österreicherinnen "teile". Wir hatten am Tisch viel Spass.

 

Nach einem fröhlichen und unterhaltsamen Abend machten wir uns ziemlich spät auf den Rückweg zum Hotel, natürlich wieder mit der schon erwähnten schaukelig-holpernden Straßenbahn durch die herbstlich milde Wiener Nacht.

 

 

Samstag

 

Der Samstagmorgen begann mit einem etwas schnellen Frühstück, wir hatten ein bissel rumgetrödelt und der erste Vortrag, den wir nicht versäumen wollten, begann um 9.30 Uhr.

 

Oliver Gross' Vortrag ging um "Foreshadowing": Todesahnungen in Winnetou III (Buch und Film). Anschaulich und nachvollziehbar waren die Thesen, welche Oliver Gross vermittelte. Die Religion bzw. die religiöse Seite in Mays Werken sei noch lange nicht umfassend ausgeschöpft und wissenschaftlich erarbeitet, meinte er. Hier gebe es noch viel zu erforschen. Toller Vortrag und ein sehr aufgeschlossener gut aufgelegter Oliver Gross. Wir konnten auch die letzten verfügbaren Exemplare seines Buches "Old Shatterhands Glaube - Christentumsverständnis und Frömmigkeit Karl Mays in ausgewählten Reiseerzählungen" erwerben.

 

Um 10.15 Uhr referierte Frau Barbara Drucker über "Zwischen Werktreue und Dramaturgie - Winnetou I auf der Bühne". Im Vergleich standen die deutschen Bühnen Bad Segeberg, Elspe, Rathen, Dasing sowie die österreichische Bühne in Weitensfeld. Sie nutzte zusätzlich Filmausschnitte zum Vergleich der einzelnen Bühnen. Frau Drucker sei selbst Winnetou-Fan und nicht wirklich ein Karl May-Fan, wie sie den interessierten Zuhörern vermittelte. Erkennbar war, welche Bühne ihr klarer Favorit ist.

 

Anschließend konnten sich alle Teilnehmer bei einer Kaffeepause stärken oder die Origianlbilder des Künstlers Peter Klier in einer kleinen Ausstellung im Tagungsraum betrachten.
Zusätzlich bestand noch die Möglichkeit, Bücher zu kaufen, welche der Karl May-Verlag, Bamberg, ebenso während der Tagung präsentierte.

 

Mit zeitlicher Verspätung, es sollte eigentlich ab 11.15 Uhr weitergehen, gab es bis zum Mittagessen einen Vortrag von Raimund Fritz: "Vom BRD-Silbersee zum DDR-Silbersee: Ein Beitrag zum Filmthema 50 Jahre Schatz im Silbersee". Neu war, zumindest für uns, dass es einen Puppentrickfilm mit dem Titel "Die Spur führt zum Silbersee" gibt. Dieser Film wurde mit so viel Liebe zum Detail entwickelt, die Musik passend dazu und der von Martin Böttcher nicht unähnlich und doch irgendwie anders. Die Aussage wurde in den Raum gestellt, ob mit dieser Art der Verfilmung von Karl Mays Abenteuern nicht doch neue junge Karl May Leser zu gewinnen wären? [Vortrag]

 

Anschließend Mittagspause oder Zeit zur freien Verfügung. Wir entschieden uns für einen kleinen Spaziergang um das Hotel und einen Besuch in der Kirche "Maria vom Siege" gegenüber unseres Hotels. Stille - die es möglich machte über das Gehörte nachzusinnen und für unseren Schriftstellerfreund ein Kerzchen anzuzünden.

 

Pünktlich um 14.30 Uhr waren wir zurück und lauschten dem Vortrag von Willi Olbrich "Wie modebewußt war Karl May?". Anhand von Modejournalen aus der Zeit Karl Mays und Fotografien erläuterte Willi Olbrich, dass Karl May sehr modebwußt gewesen sei, sich zeitgemäß kleidete und bei Frauen sehr großen Wert auf "züchtige" anständig hochgeschlossene und die Arme bedeckende Kleidung legte. Die Wiener Mode der damaligen Zeit hatte sicher auch für Klara einen großen Anteil, wenn Reisen nach Wien geplant und unternommen wurden. [Zusammenfassung]

 

Um 15 Uhr begann der Vortrag "Der Mann, der Old Shatterhand war - oder dazu gemacht wurde", gehalten von Herrn Brauneder. Mit fundierten Argumenten belegte Herr Brauneder, dass Karl May doch eher dazu gemacht wurde als dass er selber behauptete, Old Shatterhand/Kara Ben Nemsi zu sein, übrigens von seinem Verleger, seinen Freunden, Fans genauso wie von seinem größten "Feind" Lebius. Ein Schlüsselsatz ist bei mir hängen geblieben, der eigentlich alles aussagt: Freuden und Leiden eines Vielgelesenen. Hätte Karl May selber beständig behauptet, für Monate auf Reisen zu sein, hätte er sicher den Teil seiner Biographie Freuden und Leiden eines Vielgereisten genannt und nicht Freuden und Leiden eines Vielgelesenen... Wie wahr!

 

Jetzt rauchten aber die kleinen grauen Gehirnzellen, also zumindest meine. Also ab zur Kaffeepause, und ich schreibe hier das, was in jedem Karl May-Buch fehlt, was aber doch der ein oder andere schon mal wissen wollte: Ja, man ging in den Pausen auch dahin wo der Kaiser zu Fuß hinging...

 

Gegen 16 Uhr begann dann die sehr interessante Podiumsdiskussion "Wie sympathisch war Karl May?". Die Moderation hatte Herr Hans Langsteiner, der seinen drei "Gästen" (Hubert Havlicek/Wiener Karl May-Runde, André Neubert/Leiter des Karl-May-Hauses Hohenstein-Ernstthal und Bernhard Schmid/KMV Bamberg) Fragen aus dem Leben Karl Mays stellte, so z. B. seine Kindheit/Jugendzeit betreffend, seine Zeit als "Kleinkrimineller" oder gerade als Schriftsteller, Ehemann Emmas und Klaras. Natürlich waren die Teilnehmer nicht in allen Fragen einer Meinung, das Gespräch jedoch harmonisch, freundlich und durchaus auch humorvoll, so dass wir, die Zuhörer, gute Eindrücke, neue Argumente und versöhnliche Ergebnisse bekamen.

 

Vom vielen Zuhören nun doch etwas erschöpft, hatten wir etwas über eine Stunde Zeit um vor dem Abendessen noch etwas auszuruhen.

 

 

Eingeleitet wurde das gemeinsame Abendessen im Tagungshotel mit der Versteigerung eines Karl May Portraitbildes. Der Gewinner war unser Schweizer Karl May-Freund Markus Rudin, der Erlös der Versteigerung kommt der Wiener Karl May Runde zu gute.

 

Zwischen den einzelnen Gängen des Abendessens wurden wir mit dem Kriminalspiel zu Karl May "Soiree bei Kommerzienrat Hamberger" unterhalten. Eine sehr gute Idee. Im Anschluss unterhielten wir uns während des Abendessens angeregt mit unserem Tischnachbarn Raimund Fritz. Irgendwann geht jedoch auch der schönste Abend mit den nettesten Gesprächen zu Ende...

 

 

Sonntag

 

Nach einem gemütlichen, reichhaltigen Frühstück trafen wir uns um 10.15 Uhr im Foyer des Hotels. Mit Frau Kolb und den meisten Teilnehmern der Tagung fuhren wir mit der Straßen- und U-Bahn zum Haltepunkt "Am Nestroyplatz" und versammelten uns am Treffpunkt der dortigen Kirche. Von hier aus startete Herr Brauneder mit uns den Wienrundgang zu Karl-May-Stätten und -Schauplätzen, die in Mays Werk "Wege zum Glück", und zwar im Wien-Kapitel, eine Rolle spielten. [Übersichtsplan]
   

 

 

 

Der einzige Wermutstropfen war, dass die meisten zu beschreibenden Orte an sehr befahrenen Wiener Straßen lagen. Es war sehr schwer, alles zu verstehen. Zur Zeit Karl Mays dürften die Straßen noch schmäler und auch ruhiger gewesen sein.

 

Nach dem Rundgang gingen wir gemeinsam zum Wiener Prater (sehr weitläufige öffentliche Parkanlage, die viel mehr zu bieten hat als "nur" den Vergnügungspark).

 

Um einen (kleinen) Teil davon kennenzulernen, fuhren wir mit der Liliputbahn durch einen Teil des riesigen Areals. Vorbei am bekannten Restaurant "Das Schweizerhaus", ebenso an der "Meierei"; das Riesenrad, eines der berühmten Wahrzeichen Wiens, war genauso zu bestaunen wie ein großer Spielplatz für die kleinsten Wiener. Gemütlich zuckelte die Bahn durch den Park. Schattig wurde es, als der Baumbestand dichter und es fast ein bisschen kühl wurde. Viel zu schnell war die Fahrt zu Ende.

 

Das in Aussicht gestellte Mittagessen ließ uns dann doch zügig von der Haltestelle der Liliputbahn in Richtung "Meierei" gehen, wo wir alle gemeinsam als Abschluss einen Imbiss einnahmen, in dessen Verlauf das am Samstag abend begonnene Kriminalspiel seinen Abschluß nahm.

 

Ja, und dann hieß es langsam Abschied nehmen. Wir verabschiedeten uns von unseren neugewonnenen Bekannten mit den Gedanken den/die ein oder andere im nächsten Jahr vielleicht in Radebeul wieder zu treffen...

 

Am Abend trafen wir uns noch mit Willi Olbrich zu einem Austausch über die Mode von Karl May. Diese Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch wird uns besonders in Erinnerung bleiben. Am Montagnachmittag fuhren wir zurück von Wien nach Nürnberg mit vielen positiven Eindrücken, von einem Treffen, welches bestimmt vom Mayster begleitet wurde, der uns das ganze Wochenende mit warmem, sonnigen Wetter verwöhnte!

 

Wir haben aufgeschlossene Menschen kennenlernen dürfen, nette Gespräche geführt, Vorträge die sehr gut ausgewählt waren und interessante Diskussionen, die uns zeigten, es gibt so viele Facetten und jeder hat irgendwie ein bissel seinen ganz eigenen Karl May...

 


 

Hier ist ein Link zu weiteren Bildern des Wochenendes: Bildergalerie der Wiener Karl-May-Runde

 

Unser Geheimtipp: Trattoria "Opera dei Vini" in der Nähe des Ibis-Hotels.

 


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