Carl Friedrich May

* 25. Februar 1842
Ernstthal

† 30. März 1912
Radebeul

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Im Tal des Todes

(Für die Bildershow einfach auf das Vorschaubild klicken!)


Es ist Herbst geworden, Zeit nun endlich den Bericht über unseren Besuch der Elsper Freilichtbühne zu schreiben.

 

Das Karl May Festival in Elspe! Über diese Bühne hatte ich nicht nur viel gehört, sondern auch zusätzlich gelesen. Namen wie Pierre Brice, Meinolf Pape oder auch der Name des Regisseurs Jochen Bludau tauchten in den Berichten und Erzählungen immer wieder auf - und noch einige andere Namen, die in der Karl May-Bühnen-Szene nicht unbekannt sind. So entstand mein Wunsch, auch einmal die Elsper Bühne zu besuchen, von ganz allein, besonders, nachdem ich bereits die Aufführungen in Bad Segeberg, Rathen und Dasing erleben durfte.

 

Wie aber spielt Jean-Marc Birkholz Karl Mays "Winnetou"? Wie werden die weiteren Rollen gespielt, besonders auch die von "Old Shatterhand"?

 

Mein Mann und ich fuhren mit Tickets für die Samstagabend-Vorstellung am 13.08.2016 ins Sauerland. Wir hatten genügend Zeit, uns in Ruhe das weitläufige Festivalgelände anzusehen: Großzügig gestaltet, komplett mit Holzpalisaden eingefasst, ähnlich gestaltet wie ein Fort im "Wilden Westen".

 

Dies waren die ersten Eindrücke, als wir - hungrig geworden - das "American BBQ-Steakhouse" auf dem Gelände aufsuchten. Dort stellten wir begeistert fest, dass wir unser Westmann-Essen stilecht auf blau emaillierten Tellern erhielten. Ein in der Nähe platzierter Sattel machte das Wildwest-Gefühl ein bisschen kompletter. So ließen wir die Stimmung, die durch die vielen Menschen - Erwachsene wie Kinder - auf dem Gelände spürbar war, auf uns wirken. Bis heute kann ich noch nicht sagen, ob dieses Gefühl positiv war. Ich dachte an die kleine, familiäre Western-City Dasing oder auch an die schönen, persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse in Rathen. Hier war alles "großartiger", aber auch unpersönlicher - zumindest für uns.

 

Ich spürte aber auch, dass ich alleine durch den Gedanken an Pierre Brice, der hier über mehrere Jahre in die Rolle des edlen Apachenhäuptlings Winnetou geschlüpft war, etwas nachdenklich wurde...

 

Eher zufällig, aber gerade noch rechtzeitig, erreichten wir die in der Rodeo-Arena gezeigte Pferdeshow "Horsepower".

 

Dort bekamen wir, also die Zuschauer, erklärt, wie die Pferde für so eine Show bzw. für Stunts trainiert werden. Pferde sind Fluchttiere (aber das weiß ich schon, seit ich als Mädchen neben Karl Mays Erzählungen Pferdeabenteuerbücher verschlungen habe). Mit viel Geduld, Zuneigung und auch Leckerlis werden die Samtnasen trainiert. Das konnte man dann besonders sehen, als ein Vierbeiner über Luftballons trabte, was eigentlich als unmöglich gilt, weil der Untergrund für das Tier nicht mehr sicher und stabil ist. Es ist einfach so besonders wunderbar was Pferde aus Liebe und Vertrauen zu "ihrem" Zweibeiner leisten.

 

Die Reiter zeigten mit Begeisterung eindrucksvolle und waghalsige spektakuläre Pferdeartistik und Stunts. Bedauerlich war, dass von den anderen Zuschauern so wenig Beifall kam. Einer der Akteure, Karel Seik, gab sich sichtlich Mühe, die Zuschauer zu animieren. Schade. Innerlich hoffte ich, dass diese grandiose Vorstellung an anderen Tagen großzügiger mit respektvollem Beifall belohnt wird. Ob es an den hohen Temperaturen lag?

 

Zumindest bei mir wurden die Bilder meiner Fantasie beim Lesen von Karl Mays Erzählungen lebendig: Wilde Verfolgungsjagden über die Prärie, aber auch die Beschreibungen des Umgangs mit Hatatitla oder Winnetou mit seinem Iltschi - oder auch, nicht zu vergessen, Rih (auch wenn es seine Orienterzählungen sind). Gewissermaßen war ich gefangen in meinen alten Träumen, die ich erlebte, wenn ich damals Karl May Abenteuer las...

 

Eingestimmt durch die grandiose Horseshow fiel es mir zunächst schwer, mich anschließend auf die Musikshow "Dreams and Memories" einzulassen. Das soll nicht heißen, dass diese Show nicht toll gemacht war. Sie war anders und schien zunächst durch ihre Andersartigkeit vielleicht sogar wie eine Art Kontrastprogramm.

 

Jeder Song wurde mit einem kleinen Vorfilm in einem an die Leinwand projizierten Buch angekündigt. In dieser künstlerischen Umsetzung wurde der Inhalt des Liedes aufgegriffen und einfallsreich dargestellt.

 

Die Fröhlichkeit, die Unbeschwertheit, die in der musikalischen Entdeckungsreise choreographisch, musikalisch und auch in der Tanzchoreographie umgesetzt waren, gepaart mit Erinnerungen an unsere Jugend, gefiel uns schließlich doch sehr. Es handelte sich um Songs, die überall auf der Welt gesungen wurden und werden. Ein neuer anderer Bezug zu Karl May tat sich auf, denn seine Abenteuer spielten auch fast überall auf der Welt. Super Idee!

 

Später, bei der Vorstellung von "Im Tal des Todes", erkannten wir dann einige der Sänger und Tänzer wieder die in dem Stück eine kleine Rolle (Siedler) übernahmen.

 

Vor der eigentlichen Aufführung jedoch hatten wir noch etwas Zeit für einen Kaffee in "Sloppy Joe´s Coffee-Bar". Danach waren es nur noch wenige Minuten bis zum Beginn des Karl May-Festspieles "Im Tal des Todes". Ich gestehe: Meine gespannte Erwartung stieg beim Anblick der Freilichtbühne. Und dann ging es auch schon los.

 

Worum geht es in dem Stück? Auf der Homepage der Bühne habe ich folgenden Text gefunden:

 

Im "Tal des Todes" an der Grenze zwischen Arizona und Mexiko treiben der Gangster Leflor und seine Bande ihr verbrecherisches Unwesen. Die überfallen Weiße und Indianer und verschleppen sie in ein Quecksilberbergwerk, wo die wehrlosen Opfer elendig zugrunde gehen. Winnetou und Old Shatterhand gelingt es, nach einer dramatischen Jagd, die Banditen zu überwältigen und die Gefangenen zu befreien.

 

Im spannenden Finale erschüttert ein gigantischer Vulkanausbruch die Bühne, ein komplettes Bergwerk fliegt in die Luft. (Regisseur Jochen Bludau: Die größte pyrotechnische Aktion, die wir je gemacht haben.)

 

Die Schauspieler, allen voran auch Winnetou-Darsteller Jean-Marc Birkholz, spielten ihre Rolle überzeugend. Die Dialoge zwischen Geronimo und Miranda reizten mich immer wieder zum schmunzeln. Auch Sir David Lindsay mit Diener und seinem fahrbaren Wohnzimmer samt Bad war eine witzige Idee. Die Stunts der Kampfszenen waren klasse bis hin zu genialen artistischen Kunststücken. Etwas blass fand ich die Rolle der Almy. Insgesamt war die Story zur Unterhaltung der Zuschauer recht gut umgesetzt, weil man eben hier davon ausgeht, dass viele Besucher noch nie ein Karl May-Buch gelesen haben.

 

Gelungen fand ich den Einstieg, als Kai Noll auf einem Schimmel sitzend auf die Bühne geritten kam und sich als Karl May vorstellte, der von allen im "Wilden Westen" aber nur Old Shatterhand genannt wird. Unterdessen war im Hintergrund der Bühne Winnetou mit erhobener Silberbüchse zu sehen. Old Shatterhand erklärte weiter, warum er nicht "Hatatitla" reitet: Dieser wäre verletzt (das Indianerwunderpferd Hatatitla verletzt?) und würde bei den Apachen gesund gepflegt. Winnetou würde ihm zu einem späteren Zeitpunkt sein Pferd bringen.

 

Vorausgreifend möchte ich erwähnen, dass genau das etwas später zu einer gefälligen Szene führt: Als nämlich Winnetou Old Shatterhand seinen Rappen bringt, scheint dieses Pferd etwas zickig - vielleicht weil sein Zweibeiner so lange in "good old Germany" war? Oder weil dem Vierbeiner Old Shatterhands Entschuldigung für seine Abwesenheit nicht passte? Wer weiß? - und weicht erst mal aus, so dass Kai Noll nicht wirklich aufsteigen kann. Da muss schon Winnetou in die Zügel greifen, damit Old Shatterhand aufsteigen kann. Prima! Noll nimmts mit Humor, dreht sich zum Publikum, lächelt und reitet dann den Weg hinauf.

 

Natürlich spielten auch Kampfszenen in Elspe eine große Rolle. Winnetou und Old Shatterhand tauchten immer wieder als Beschützer und Befreier auf. Allerdings war leider von der von Karl May so wunderbar beschriebenen "Seelenverbundenheit" in Elspe nichts zu spüren. Ich hatte das Gefühl, dass auf der einen Seite Winnetou und auf der anderen Seite Old Shatterhand war. Nur ganz selten sah man die beiden Helden zusammen. Erst als Winnetou, der "verletzt" und gefangengenommen wurde, von Old Shatterhand befreit und gestützt wurde, gab es eine kurze Nähe.

 

Immer wieder fragte ich mich während der Vorstellung, warum mich dieser besondere Zauber, dieser Funken, der mich so in Rathen und auch in Dasing packte, hier nicht entflammen wollte.

 

Dann erlebten wir erste Explosionen. Diese wirkten, weil es auch langsam dunkel wurde, besonders spektakulär.

 

Dramatisch wurde es, als der künstliche Vulkan anfing auszubrechen. Feuerbälle schleuderten zum Himmel, und ganz langsam rann Lava den Vulkan hinunter. Und der Bösewicht? Der kletterte den Berg hinauf, um zu entkommen, wurde vom Feuer erfasst und kam jämmerlich um. Seine Kumpane kletterten trotzdem immer noch den Vulkan hinauf. Auch diese wurden vom Feuer erfasst. Das war ganz großes Kino und wir waren wirklich von den Showeffekten beeindruckt.

 

Brauchte ich sprichwörtlich diesen Vulkan, damit ich endlich dieses Bühnenfeeling spüre?

 

Am Ende entflammte ich dann wirklich, als nämlich die Indianerreiter zum Finale im gestreckten Galopp voller Freude am gelungenen Spiel über die Bühne jagten.

 

Ja, so stellte ich mir die Szenen in Karl Mays Abenteuern in meinen Kindheitsträumen vor, wenn Old Shatterhand und Winnetou sich wilde Verfolgungsjagden mit Indianern oder bösen Weißen leisteten und dabei über Steppe und Prärie stoben. Wirklich grandios!

 

Gabriela Steinel

 

Die wichtigsten Personen und ihre Darsteller:

 

Winnetou:Jean-Marc Birkholz
Old Shatterhand:Kai Noll
Peteh:Moritz Bürkner
Leflor:Rolf Schauerte
Newton:Markus Lürick
Barkley:Alexander Hanfland
Sir David Lindsay:Detlef Haydorn
Grissom:Przemyslaw Rozbicki
Miranda:Cheryl Baulig
Masters:Sebastian Tigges
Geronimo:Stephan Kieper
Schneller Pfeil:Eyüp Bolatli
Almy:Johanna Wypich
Walker:Robert Kucharczyk
Herr Hofer:Benjamin Armbruster


Buch und Regie:Jochen Bludau
Co-Regisseur:Benjamin Armbruster

 

Der Webmaster dankt:
- Gabi Steinel für den Text und die Bilder



 

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