Carl Friedrich May

* 25. Februar 1842
Ernstthal

† 30. März 1912
Radebeul

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Exlibris-Vortrag in Freiburg im Breisgau am 25. Mai 2017

Ein Bericht von Joachim Klarner

 

Mit dem im Breisgau gelegenen Freiburg verbinden viele May-Kenner unweigerlich den Namen des ersten Buchverlegers Karl Mays. Friedrich Ernst Fehsenfeld, ein junger Verleger, war auf den talentierten Autoren des "Deutschen Hausschatz" aufmerksam geworden. Er erkannte frühzeitig die Begabung Mays und entwickelte daraus mit den "Grünen Bänden" eine überaus erfolgreiche Geschäftsidee. Wer weiß, ob Karl May auf andere Weise ein so großes Publikum gefunden hätte. Mit diesen Gedanken reisten wir nach Freiburg.

 

Es waren die rührigen Karl-May-Freunde in Freiburg, auf deren Einladung der Vortrag Karl Mays Welten im Exlibris in der Gaststätte "Waldheim" stattfinden sollte. Für den Schriftsteller aus Radebeul verbanden sich mit "Waldheim" äußerst unangenehme Erinnerungen. Diesmal war es anders. Denn in Günterstal, dem Stammlokal des Freiburger Freundeskreises, erweisen die Karl-May-Freunde dem verehrten Autor mit Vorträgen regelmäßig ihre Reverenz. Aus diesem Anlass erwartete uns Michael Rudloff bereits am Bahnhof. Dann ging es gleich zu einer kleinen Stadtbesichtigung in die Innenstadt. Unübersehbar, überragt das Münster alle Gebäude der Stadt. Mit dem Sitz des Erzbistums und anderer kirchlicher Einrichtungen ist die Stadt ein bedeutendes Zentrum der katholischen Kirche. Bemerkenswert, wie sorgsam die Stadtväter die Kriegswunden an der Innenstadt wieder geschlossen haben. Der Besuch des ehemaligen Verlagssitzes Fehsenfelds hatte für uns oberste Priorität. Das Gebäude existiert heute noch, äußerlich unverändert. Unser Führer zeigte uns die von den Freiburger Karl-May-Freunden gestiftete Gedenktafel. Sie erinnert jetzt an Mays Verleger.

 

Bis zur Enthüllung der Tafel war es ein weiter Weg, wie Rudloff erläuterte. Die Idee dazu existierte aus dem Freundeskreis schon länger. Doch die Umsetzung erwies sich als anspruchsvoller, als ursprünglich geplant. Die Zustimmung des heutigen Besitzers war vordergründig das kleinere Problem. Die Stadt signalisierte ihr Einverständnis, allerdings nur bei Vorliegen eines "öffentlichen Interesses". Diese Hürde wurde durch das Auslegen einer Unterschriftenliste anlässlich eines Karl-May-Symposiums genommen. Dann galt es für den Freiburger Freundeskreis, die Finanzierung der Messingtafel zu stemmen. Als noble Geste beteiligten sich auch Enkel des Freiburger Verlegers an der Spendenaktion.

 

Dann begann ein Rundgang zu lauschigen Plätzen in der Freiburger Innenstadt. Dabei mussten wir achtgeben, keine nassen Füße zu bekommen, denn durch die Straßen der Altstadt verlaufen schmale Kanäle, die in den Sommermonaten Wasser führen. Gerade an diesem sonnigen Tag, war die kühlere Luft angenehm und ein Vergnügen für Kinder. Danach zeigte uns unser Führer ein steinernes Krokodil, das aus den Fluten des "Bächle" herauslugte. Anschließend fuhren wir zum Veranstaltungsort nach Günterstal, dem südlichsten Teil der Stadt. Der Weg dorthin führte uns durch beschauliche Wonnhaldewiesen. Auf halber Anhöhe des 1284 Meter hohen Schauinsland, dem Aussichtsberg der Freiburger, kamen wir an dem 1927 neu gegründeten Benediktinerinnenkloster St. Lioba vorbei. Es setzt die Günterstaler Klostertradition fort und lädt zur inneren Einkehr als auch zum Übernachten ein. Schließlich erreichten wir die Gaststätte "Waldheim". Sie ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Eine Straßenbahnhaltestelle, bereits zu Mays Lebzeiten eröffnet, befindet sich fast vor der Haustüre. In einem Nebenraum war alles für den Vortrag vorbereitet. Nach und nach fanden sich an die achtzehn Gäste ein. Darunter auch Interessierte aus der Schweiz. Allerdings musste Michael Rudloff die Absage von Elmar und Markus überbringen.

 

Obwohl die Freiburger Karl-May-Freunde kein Verein sind, ließ es sich der Gastgeber nicht nehmen, dem Vortragenden ein Gastgeschenk zu überreichen. Für die Karl-May-Freunde Franken revanchierte sich der Gast aus Nürnberg mit der Übergabe einer Tasse (Logo und Jubiläumsmotiv) der fränkischen May-Freunde.

 

Nachdem der Beamer für die Power-Point Präsentation aufgebaut war, begann der Vortrag. Zunächst begann der Vortragende mit der Frage: Was ist ein Exlibris? Dieser Punkt wurde mit einem Buch als Demonstrationsobjekt geklärt. Dann ging er auf die historische Entwicklung ein. Seit Gutenberg erlebte die Verwendung von Bucheignerzeichen einen ungeahnten Aufschwung. Daran hatten bekannte Künstler ihren Anteil. Mit einem Blatt, das Albrecht Dürer für seinen Freund Willibald Pirckheimer geschaffen hatte, illustrierte der Referent diese Entwicklung. Vergleichbar sei diese Künstlerfreundschaft mit der zwischen Karl May und Sascha Schneider.

 

In einem weiteren Punkt der Präsentation stellte der Gast ausgewählte May-Texte und stimmige Bucheignerzeichen vor. Textproben aus Werken, die im Orient und im Wilden Westen spielen, wurden durch adäquate graphische Kleinkunst illustriert. Manche Zuhörende waren überrascht, in diesem Zusammenhang eine Textpassage aus dem Alterswerk über Tatellah-Satah, dem Bewahrer der Medizin, zu hören. Das dazu ausgesuchte Blatt eines schwedischen Auftraggebers zeigte diesen als "weisen" Indianer. Mit anerkennenden Worten ging der Vortragende auf die spezielle Radiertechnik der italienischen Künstlerin ein.

 

Für Interessierte wohl ein Höhepunkt: Blätter mit Karl-May-Motiven. Verschiedene Auftraggeber hatten Exlibris anfertigen lassen, um so ihre Zuneigung für Karl May auszudrücken. Darunter der bekannte Radierer Jens Rusch, der mit Eigenblättern (Kara Ben Nemsi und Old Shatterhand) auch weitere Kunden zu überzeugen vermochte. Sogar die (angeblich) letzten Worte Mays sind als grafische Kleinkunst verewigt. Von der Vielfalt der Auswahl zeigte sich am Ende besonders Micheal Rud-loff beindruckt.

 

Woher nehmen Künstler ihre Motive für Exlibris? Der Indianerbrunnen in Karlsruhe ist so ein Vorzeigeobjekt. Aus der steinernen Vorlage hat der Exlibriskünstler Erich Aulitzky ein grafisches Blatt für den Karlsruher May-Freund Heinz Baur gestaltet. Aus der Entstehungsgeschichte des Brunnens zeigte der Referent einen Zusammenhang zwischen Buffalo Bill und Karl May auf. Die Old-Shatterhand-Legende lässt grüßen.

 

Der Slogan "Karl May lebt" war selbst für das Freiburger Publikum präsent. Besitzer von Radebeuler Ausgaben haben ihre Beziehung zu Karl May mit eigenen Exlibris gewürdigt.

 

In der anschließenden Diskussion wurde angesprochen, ob ein Exlibris einen "Mehr"-Wert für ein (antiquarisches) Buch darstelle. Davon zeigte sich der Referent überzeugt, er verwies darauf, dass somit ein Unikat oder neudeutsch, ein individualisiertes Exemplar entstanden sei. Dem offiziellen Teil schloss sich noch ein geselliger Abend mit lebhafter Unterhaltung an.

 

Der Webmaster dankt:
- J. Klarner für Text und Bilder


 


 

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