Nachtrag zum Treffen

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Klaus_D

Re: Nachtrag zum Treffen

Beitrag von Klaus_D » Mo 14. Nov 2011, 17:32

Simpl hat geschrieben:[...]Es sei indes verraten, daß das Wort Franke in dem Buch offenbar mal für Franzosen, mal für Deutsche oder auch mal für Abendländer im Allgemeinen benutzt wird. In echter Mayscher Präzision halt ...
...und, wie ichs verstehe, auch für die Österreicher, die ja von den Deutschen nicht wirklich weit entfernt waren. :topw:

Helmut

Re: Nachtrag zum Treffen

Beitrag von Helmut » Mo 14. Nov 2011, 17:28

Es ist in der Tat so, dass - so viel ich weiß - im arabischen Sprachgebrauch des 18. Jahrhunderts der Begriff "Franken" noch im Sinne und der Zeit von Karl dem Großen verwendet wurde, und deshalb fast ganz West- und Mitteleuropa (eigentlich das gesamte "Abendland") Franken war. Es war also nicht spezifisch May.
(Das war auch der Grund, warum ich explizit nach "fränkisch" gesucht habe, und nicht nach Franke(n), obwohl ja das Beispiel im Silberlöwen natürlich auch diese Bedeutung (nämlich abendländisch) hat.)

Helmut

Simpl

Re: Nachtrag zum Treffen

Beitrag von Simpl » So 13. Nov 2011, 20:17

Ich würde nicht wie die Araber, sondern wie die Franken kämpfen.
Ich weiß, daß die Offiziere der Franken klüger sind als die unsrigen, obgleich ich selbst ein Oberst gewesen bin und dem Padischah große Dienste geleistet habe.
Er wünscht, daß unser Volk einst so klug und gesittet werde, wie die Männer des Abendlandes, und dies können wir nur aus den Büchern der Franken lernen.
(alle Zitate: "Durch die Wüste". Es sei indes verraten, daß das Wort Franke in dem Buch offenbar mal für Franzosen, mal für Deutsche oder auch mal für Abendländer im Allgemeinen benutzt wird. In echter Mayscher Präzision halt ...)

:zwinkw:

Helmut

Re: Nachtrag zum Treffen

Beitrag von Helmut » So 13. Nov 2011, 19:13

Diese Betrachtung lenkte ihre Aufmerksamkeit auf »das Kind«. Sie drehte sich nach ihm um und sagte:
»Ich bediene den Effendi selbst. Du kannst gehen!«
Er that zwei Schritte, blieb dann aber stehen.
»Nun, warum nicht?« fragte sie.
»Weil ich es doch auch einmal sehen möchte.«
»Was?«
»Das Tuch und das Porzellan und alle die seltenen Sachen da auf dem Tisch.«
»Schau dir es nachher an!«
»Und auch wie der Effendi fränkisch sitzt und ißt.«
»Das würde ihn stören!«
»Und wie schön und fein du ihn bedienst, nachdem du alles so trefflich vorbereitet hast.«
Dieses Lob stimmte sie augenblicklich für ihn um.
[Karl Mays Werke: Im Reiche des silbernen Löwen III, S. 685. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 65541 (vgl. KMW-V.3, S. 545)]

Nachdem ich jetzt wieder an meine "Literatur" komme (der Wasserschaden mit Folgen ist beseitigt, wir warten jetzt auf den nächsten), ergab die Suche (auf der Werke-CD) eine einzige Fundstelle für "fränkisch" (siehe oben).

Man könnte das jetzt noch auf "hobble-fränkisch" ausdehnen, dann findet man z.B.
'Gefährlich ist's, den Leim zu wecken;
Verderblich ist des Tigers Zahn.
Und bleibt man in dem Schlamme schtecken,
Hilft keene Gondel und keen Kahn.'
[Karl Mays Werke: Der Sohn des Bärenjägers. Erzählungen, S. 279. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 35504 (vgl. KMW-III.1-184:20, S. 299)]
Und dann könnte man ja anführen, dass Karl May aus dem Erzgebirge stammt, und der dortige Dialekt eben keine Abart des "sächsischen" ist, sondern der "ost-fränkischen Sprachfamilie" angehört, aber letzteres hat er (der Karle) wohl auch selber anders gesehen (und gehört und gesprochen); er hat wohl doch länger in Dresden und Umgebung gelebt, als im Erzgebirge, und deshalb bezeichnet er sich selbst als Sachse.

Helmut

Simpl

Re: Nachtrag zum Treffen

Beitrag von Simpl » Sa 12. Nov 2011, 19:14

Der interessanteste Bezug Karl Mays zu Franken ist immer noch der wunderbare "altfränkische Zug", von Ludwig Klages dem Erstaunlichen ihm seinerzeit attestiert. - Hat nicht May ob der in einer früheren Ausgabe von Band 34 nachzulesenden verblüffenden Handschriftenanalyse "Dieser Herr hat mich verstanden" gesagt ?

:wlol:

(Vorsichtshalber: er hat's in anderem Zusammenhang gesagt. Ich weiß.)

:zwinkw:

Helmut

Re: Nachtrag zum Treffen

Beitrag von Helmut » Sa 12. Nov 2011, 19:07

Danke.
Das Ganze diente übrigens auch einer Nachfrage des Journalisten, mit dem wir uns gestern unterhielten. Er braucht für seinen Artikel noch direkte Bezüge Mays zu Franken.
Im übrigen zeichnete er sich durch sehr große Sachkenntnis über und zu Karl May aus.
(Die (Anfangs-)Wanderung in "Weihnacht" die ja auch Teile Frankens berührt, und den Nürnberger Burggrafen in "Der beiden Quitzows letzte Fahrten" kannte er bereits.)

Helmut

Simpl

Re: Nachtrag zum Treffen

Beitrag von Simpl » Sa 12. Nov 2011, 19:01

Helmut hat geschrieben:ob und wo es in dem "Nachfolgeband" "Sand des Verderbens" steht, habe ich nicht überprüft.
Steht drin, am Ende des 1. Kapitels.

Dort ist das Bier indes nicht laufig sondern "süffig", es ist nicht von Dialekt sondern von "Mundart" die Rede, der Staffelsteiner sagt "Dös" statt "Dos" und "jetzert" statt "itzt", flicht ein "Jessas!" vor "Sie wohl auch?" ein, und das Bier ("a Bier" statt "aan Bier") läuft nicht "wie die Maus ins Loch", sondern "rinnt" einfach "ganz von selber in d'Gurgel hinab" (was indes auch bei anderen Getränken nicht unbedingt anders sein dürfte ...). Auch in Sachen Temperament erscheint der fränkische Bayer sozusagen eine Nummer kleiner, er springt am Ende nicht wie bei May in die Höhe, sondern beschränkt sich aufs mit Zunge und Fingern schnalzen und zur Tür hinausfahren.

:zwinkw:

Helmut

Re: Nachtrag zum Treffen

Beitrag von Helmut » Sa 12. Nov 2011, 18:07

Und hier noch eine zweite Stelle mit einem Franken (bei Karl May wieder fälschlicherweise als "Bayer" bezeichnet). Die Stelle ist aus "Die Gum" im Sammelband "Orangen und Datteln"; ob und wo es in dem "Nachfolgeband" "Sand des Verderbens" steht, habe ich nicht überprüft.
»Halt!« rief ich, als er bereits die Thür geöffnet hatte. »Du bist ein Deutscher?«
Im Nu hatte er sich trotz seiner Last zu mir herumgedreht.
Sein breites, ehrliches Gesicht glänzte von einem Ohre bis zum andern.
»Dos will ich wohl meinen, Herr! Sie wohl auch?«
»Allerdings. Wo bist du daheim?«
»Ich bin zu Haus' in Kaltenbrunn bei Staffelstein.«
»Also in Bayern. Aber dein Dialekt ist ein anderer als der in der Gegend von Staffelstein, wo ich ein so gutes, laufiges Bier getrunken habe!«
»Ja, Herr, dos is - - aber da habt ihr halt den Kerl wieder! Schleift ihn meinetweg'n, wohin ihr wollt!« unterbrach er sich, indem er den Tuareg zur Erde gleiten ließ. Dieser wurde hinausgeschafft, der Landsmann aber wandte sich wieder zu mir und reichte mir treuherzig die Hand. »So, itzt hab' ich halt nun die Händ' wieder frei. Grüß' Gott, Herr, in Afrika! Ja, in Staffelstein, da giebt's aan Bier, aan Bier, sag' ich, dos läuft wie die Maus ins Loch; drum ist's ganz richtig, wenn Sie sag'n, daß es laufig is. Also dort gewes'n sind Sie? Na, dos is halt schön; dos is halt prächtig! Und an meiner Sprach' is halt niemand schuld als die Leut' aus Baden und der Rheinpfalz hier, die mir den Staffelsteiner Dialekt halt ganz verdorben hab'n.«
»Es sind Süddeutsche hier?«
»Satt und genug, Herr. Sie sind drauß'n auf dem Dorf Dely Ibrahim bei El Biar, wo's Trappistenkloster is. Aber wo sind denn Sie zu Haus'?«
»Ich bin ein Sachse.«
»Maschallah, tausend Schwerebrett, aan Nachbar von daheim! Darf ich halt frag'n, wie lange Sie noch hier bleiben werd'n?«
»Morgen früh reise ich wieder ab.«
»Schon! Wohin denn, wenn's erlaubt sein wird?«
»In die Sahara.«
»In die Sand- und Mördergrube? Aan Stück bin ich schon d'rin gewes'n, nämlich in Farfar, und hab' schon lang wieder 'mal hineingewollt. Maschallah, Herr, darf ich halt mit?«
Diese Frage kam mir nicht unwillkommen. Einen Diener mußte ich haben, und ein Deutscher war mir auf alle Fälle lieber als jeder andere.
»Gingst du wirklich mit?«
»Auf der Stell' und mit Plaisir!«
»Kannst du reiten?«
»Reiten? Wie der Teufel, Herr! Ich bin ja mit der Fremdenlegion herübergekommen und hab' halt bei den Chasseurs d'Afrique gestand'n.«
»Verstehst du Arabisch?«
»Grad was gebraucht wird, ja.«
»Was warst du früher?«
»Schreiner. Hab' auch was Tüchtiges gelernt, Herr, besonders das Dreinschlag'n. Nachher bin ich halt in die weite Welt 'gangen und unter die Legion gerat'n, hol' sie der Kuckuck! Dann hab' ich in Dely Ibrahim gearbeitet, bis ich hier den Dienst erhalt'n hab'. Fragen Sie den Herrn; er wird halt zufried'n mit mir sein!«
»Du gehst mit. Ich werde dir seine Erlaubnis auswirken!«
»Maschallah, tausend Schwerebrett, dos is ja, als hätte heut' das Christkind beschert! Geht auch der große Hassan mit, der den langen Namen hat?«
»Ja. Er wird unser Führer sein.«
»Juch! Der gefällt mir schon! So lange er da is, hat's zwischen ihm und mir halt nix gegeben als Lust und Katzbalgerei. Ich geh' mit; ich geh' halt mit; drauf können Sie sich verlassen, Herr! Juch, Maschallah!«
Mit der Zunge und allen zehn Fingern schnalzend, sprang er in die Höhe und fuhr zur Thüre hinaus. - -
[Karl Mays Werke: Orangen und Datteln, S. 39. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 60531-60533 (vgl. KMW-IV.25, S. 30-32)]

Helmut

Helmut

Nachtrag zum Treffen

Beitrag von Helmut » Mo 31. Okt 2011, 12:41

Auch die Andern tranken und gaben dann ein befriedigendes Gutachten ab, vielleicht nur, weil ich kein abfälliges Urteil ausgesprochen hatte. Das freute den Wirt sichtlich. Sein finsteres Gesicht heiterte sich für einige Augenblicke auf, und er meinte in selbstbewußtem Ton:
»Ja, ich bin selbst Bierbrauer. Das tut mir hier niemand nach.«
»Wo hast du das gelernt?«
»Von einem Fremden, welcher aus dem Bierland gebürtig war. Er hatte längere Zeit in Stambul gearbeitet und war eigentlich ein Schuster. Aber in jenem Lande brauen alle Bier, und darum verstand auch er es gut. Er war sehr arm und wanderte in seine Heimat zurück. Ich hatte Mitleid mit ihm und gab ihm für einige Zeit Herberge nebst Speise und Trank. Dafür hat er mir aus Dankbarkeit das Rezept des Bieres gegeben.«
»Wie heißt das Land, aus welchem er stammte?«
»Ich habe mir den Namen ganz genau gemerkt. Es heißt Elanka.«
»Du hast, wie es scheint, dir den Namen doch nicht ganz genau gemerkt.«
»O doch! Er lautete wirklich Elanka.«
»Oder wohl Erlangen?«
»Erla - - - Herr, du hast recht. So wie du sagst, so heißt das Land. Ich besinne mich. Das Wort ist nicht leicht auszusprechen. Kennst du es denn?«
»Ja, aber Erlangen ist nicht ein Land, sondern eine Stadt in Bawaria.«
»Ja, ja, du weißt es ganz genau. Er war ein Bawarialy. Jetzt fällt es mir ein. Bawaria ist ein Teil von Alemanja, wo alle Leute Bier trinken. Sogar die Säuglinge schreien schon danach.«
»Hat dir das dieser Schuster gesagt?«
»Ja, er tat es.«
»Nun, ich kenne ihn nicht und weiß also auch nicht, ob er bereits in so früher Jugend Bier getrunken hat. Jedenfalls aber hat er dir bewiesen, daß dieser Trank den Menschen nicht undankbar macht. Können wir auch etwas zu essen bekommen?«
[Karl Mays Werke: In den Schluchten des Balkan, S. 557. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 44497/44498 (vgl. KMW-IV.4, S. 373/374)]

(jetzt müsste hier noch das Bild vom Kitzmann'schen Bierdeckel zu sehen sein, ich hab's zwar eingescannt, aber wie hochladen???)
Bild

Helmut

[ Bearbeitet von Administrator am 31.10.2011 - Bild eingefügt ]

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