Schmerzensschreie aus dem Nachbarsgarten

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Helmut

Re: Schmerzensschreie aus dem Nachbarsgarten

Beitrag von Helmut » Do 16. Aug 2012, 11:18

Ich finde es erstaunlich, dass bei "Blutsbrüderschaft" immer nur an Winnetou und Old Shatterhand gedacht wird, und nicht an die andere Szene, die mindestens genauso eindringlich geschildert wird (und vermutlich auch noch realistischer ist, als eine "Blutsbrüderschaft" unter/mit Indianern).
Jetzt erhob sich der Scheik und zog sein Messer. Ich sah es seiner feierlichen Miene an, daß nun etwas Ungewöhnliches erfolgen und daß er dabei vielleicht eine Rede halten werde.
»Allah il Allah,« begann er; »es gibt keinen Gott außer Allah. Alles, was da lebt, hat er geschaffen, und wir sind seine Kinder. Warum sollen sich hassen, die sich lieben, und warum sollen sich entzweien, die einander angehören? Es rauschen viele Zweige in dem Walde, und auf der Ebene stehen viele Halme und viele Blumen. Sie sind einander gleich, darum kennen sie sich und trennen sich nicht. Sind wir einander nicht auch gleich? Scheik Malek, du bist ein großer Krieger, und ich habe zu dir gesagt: 'Nanu malihin - wir haben Salz miteinander gegessen.' Hadschi Emir Kara Ben Nemsi, auch du bist ein großer Krieger, und ich habe zu dir gesagt: 'Nanu malihin.' Ihr wohnt in meinem Zelte; Ihr seid meine Freunde und meine Gefährten; ihr sterbet für mich, und ich sterbe für euch. Habe ich die Wahrheit gesagt? Habe ich recht gesprochen?«
Wir bejahten durch ein ernstes, feierliches Kopfnicken.
»Aber das Salz löst sich auf und vergeht,« fuhr er fort. »Das Salz ist das Zeichen der Freundschaft; wenn es sich aufgelöst hat und aus dem Körper verschwunden ist, so ist die Freundschaft zu Ende und muß wieder erneuert werden. Ist das gut, ist das genügend? Ich sage nein! Tapfere Männer schließen ihre Freundschaft nicht durch das Salz. Es gibt einen Stoff, der nie im Körper vergeht. Weißt du, Scheik Malek, was ich meine?«
»Ich weiß es.«
»So sage es.«
»Das Blut.«
»Du hast recht gesagt. Das Blut bleibt bis zum Tode, und die Freundschaft, die durch das Blut geschlossen wird, hört erst auf, wenn man stirbt. Scheik Malek, gib mir deinen Arm!«
Malek merkte ebenso gut wie ich, um was es sich handelte. Er entblößte seinen Unterarm und hielt ihn Mohammed Emin dar; dieser ritzte ihn leicht mit der Spitze seines Messers und ließ die hervorquellenden Tropfen in einen kleinen, mit Wasser gefüllten, hölzernen Becher fallen, welchen er darunter hielt. Dann winkte er mich herbei.
»Emir Hadschi Kara Ben Nemsi, willst du mein Freund sein und der Freund dieses Mannes, der sich Scheik Malek el Ateïbeh nennt?«
»Ich will es.«
»Willst du es sein bis zum Tode?«
»Ich will es.«
»So sind deine Freunde und Feinde auch unsere Freunde und Feinde, und unsere Freunde und Feinde sind auch deine Freunde und Feinde?«
»Sie sind es.«
»So gib mir deinen Arm!«
Ich tat es; er schnitt leicht durch die Haut und ließ die wenigen Blutstropfen, welche hervorquollen, in den Becher fallen. Dann tat er dasselbe an seinem Arm und schwenkte zuletzt den Becher, um das Blut gut mit dem Wasser zu vermischen.
»Jetzt teilt den Trank der Freundschaft in drei Teile und genießt ihn mit dem Gedanken an den Allwissenden, der unsere geheimsten Gedanken kennt. Wir haben sechs Füße, sechs Arme, sechs Augen, sechs Ohren, sechs Lippen, und dennoch sei es nur ein Fuß, ein Arm, ein Auge, ein Ohr und eine Lippe. Wir haben drei Herzen und drei Köpfe, aber dennoch sei es nur ein Herz und ein Kopf. Wo der Eine ist, da wandeln die Andern, und was der Eine tut, das tue der Andere so, als ob seine Gefährten es täten. Preis sei Gott, der uns diesen Tag gegeben hat!«
Er reichte mir den Becher dar.
»Hadschi Emir Kara Ben Nemsi, dein Volk wohnt am weitesten von hier; trink deinen Teil zuerst und reiche dann den Becher unserem Freunde.«
Ich hielt eine kurze Anrede und tat einen Schluck;
Malek folgte mir, und Mohammed Emin trank den Rest aus. Dann umarmte und küßte er uns, während er jedem sagte:
»Jetzt bist du mein Rafik, und ich bin dein Rafik; unsere Freundschaft sei ewig, wenn auch Allah unsere Wege scheiden mag!«
Die Kunde von diesem Bunde verbreitete sich schnell durch das ganze Lager, und wer auch nur das kleinste Vorrecht oder die geringste Vergünstigung zu besitzen glaubte, der kam in das Zelt, um uns zu beglückwünschen. Dies nahm eine nicht geringe Zeit in Anspruch, so daß wir erst spät wieder nur zu dreien beieinander saßen.
(zitiert aus "Durch die Wüste")

Helmut, der regelmäßig "Blutsbrüderschaft mit Accu-Chek" schließt(, aber nur einseitig) :zwinki:


Simpl

Re: Schmerzensschreie aus dem Nachbarsgarten

Beitrag von Simpl » Mi 15. Aug 2012, 21:18

Weil auch sie [auf Karl May Bezug nehmend] von einer Blutsbrüder- bzw. -schwesternschaft b.A. berichtet. Das erwähnte auch Helmut Schmiedt in seiner neuen Maybiographie. Was wiederum ein anderer (in einer Amazon-Rezension) "abstoßend" fand.

:icool:

(Es ging um den Austausch von benutzten Tampons.)

(Ich hoffe es fällt niemand vom Stuhl)

:smilew:

Klaus_D

Re: Schmerzensschreie aus dem Nachbarsgarten

Beitrag von Klaus_D » Mi 15. Aug 2012, 21:11

Hm, Hexla, also...

... mit ihrem Engagement gegen die Bild-Zeitung kanns nichts zu tun haben (das ich im Übrigen super fand)...
... mit dem neuen Feminismus kann es auch nichts zu tun haben...
... mit ihrer Einstellung zu Religion und Politik kanns auch nichts zu tun haben...
... zu Film und Musik auch nicht...
... zu Moderation nicht...
... und zu ihrer Literatur auch nicht.

Tja :whaeh: - was könnt's sein?

Hexla

Re: Schmerzensschreie aus dem Nachbarsgarten

Beitrag von Hexla » Mi 15. Aug 2012, 20:42

Simpl hat geschrieben:... fällt mir, wenn ich diese Beiträge lese, Charlotte Roche ein ...

:icool:

echt? Wie kommst du beim lesen dieser Beiträge auf Charlotte Roche? :ihaeh:

Simpl

Re: Schmerzensschreie aus dem Nachbarsgarten

Beitrag von Simpl » Mi 15. Aug 2012, 18:05

... fällt mir, wenn ich diese Beiträge lese, Charlotte Roche ein ...

:icool:

Hexla

Re: Schmerzensschreie aus dem Nachbarsgarten

Beitrag von Hexla » Mi 15. Aug 2012, 17:49

Klaus_D hat geschrieben:Wie gut, daß Shatty und Winnie damals schon ganz groß waren... :grinw:

Schmerzensschreie aus dem Nachbarsgarten

:rofl:

Das werden die beiden sicher niemals vergessen und später vielleicht mal den eigenen Kindern erzählen, oder Oma und Opa tun es dann, was der Papa mit 15 Jahren mal angestellt hat im Sinne von "inniger" Freundschaft. :irolleye:

Ich bin aber doch froh das es mit einer ambulanten Versorgung getan war - es hätte auch anders ausgehen können. Und ja das schreibt jetzt wieder eine Mama... obwohl ich hätte das auch sein können, wollte das mal mit einer Freundin vor XY Jahren :isagnix: , allerdings kam das bei Spock und "Pille" nicht vor, die wir mit 15 Jahren super toll fanden. Wir übten dann lieber den Gruß der Vulkanier, was für die Finger bei den Verbiegungsversuchen auch "gefährlich" werden konnte.... :ihaeh:
In diesem Sinne
live long and prosper _\\//
das hexla


:hexla:

Klaus_D

Schmerzensschreie aus dem Nachbarsgarten

Beitrag von Klaus_D » Mi 15. Aug 2012, 14:38

Wie gut, daß Shatty und Winnie damals schon ganz groß waren... :grinw:

Schmerzensschreie aus dem Nachbarsgarten

:rofl:

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