Fiaker oder nicht Fiaker

Helmut

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Helmut » Do 18. Okt 2012, 12:30

Simpl hat geschrieben:
Helmut hat geschrieben: Dann lies doch einfach selber mal bei den ca. 50 Stellen auf der Werke-CD auf denen "Fiaker" vorkommt nach, wie und wo May es verwendet hat.
Wir reden scheinbar aneinander vorbei ...

In "Und Friede auf Erden" stört es mich wesentlich weniger bzw. ist wesentlich weniger ein Fremdkörper als in "Ein Dichter", weil es atmosphärisch im erstgenannten Fall eher einigermaßen hinkommt ...
Und ich versuche seit geraumer Zeit dem verehrten Herrn W. klar zu machen, dass dieses "atmosphärische" Fühlen vielleicht bei ihm oder dem heutigen Leser so ankommt, aber nicht beim Schreiber (dem Herrn May), der dieses Wort vielfach in seinen Büchern verwendet hat, und zwar einfach synonym zu Kutsche oder Droschke, z.B. um Wiederholungen zu vermeiden (wovon er (der Herr W.) sich durch (unvoreingenommenes) Nachlesen überzeugen könnte, so er denn überhaupt wollte).

Helmut
Zuletzt geändert von Helmut am Do 18. Okt 2012, 12:38, insgesamt 1-mal geändert.

Simpl

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Simpl » Do 18. Okt 2012, 11:12

"versiechte" bei Google eingegeben liefert übrigens jede Menge Treffer ... (dort ein bißchen durch die Seiten stöbern) Also ist es gar keine Maysche "Erfindung".

Simpl

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Simpl » Do 18. Okt 2012, 10:59

Das Sprachgefühl des beginnenden einundzwanzigsten Jahrhunderts ist ein versiechendes ...

Simpl

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Simpl » Do 18. Okt 2012, 10:57

Helmut hat geschrieben:aber nicht möglich ist "versiechende Bäche" oder "versiechende Quellen" (wie May es schrieb), da muss es eindeutig "versiegende" heißen.
Freilich ist es möglich ...

Es mag nach offiziellem Dafürhalten "nicht korrekt" sein, aber um so etwas habe ich mich noch nie geschert und Karl May auch nicht ... und Scharen anderer auch nicht, die mit Sprache kreativ spielerisch umgehen und nicht nach Schulwissen, starren Regeln und Schema F ...
Zugegebenermaßen sind solche "Fehler" (mindestens teilweise) schon bei "Fehsenfeld" korrigiert, aber im "Hausschatz" stehen sie so noch drin
Dann ist dem 'Hausschatz' in dem Fall der Vorzug zu geben, und Fehsenfeld oder seinem Lektor / Setzer ein Minuspunkt zu verpassen ...

Es mag durchaus sein, daß Mays "versiechen" irrtümlich entstanden ist, weil er die Variante "versiegen" möglicherweise gar nicht kannte und mit Recht die im Zitat aus woerterbuchnetz.de angegebene gedankliche Verbindung sah ... und insofern ist seine wenn man so will Wortschöpfung durchaus in Ordnung ...

Simpl

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Simpl » Do 18. Okt 2012, 10:50

Helmut hat geschrieben: Dann lies doch einfach selber mal bei den ca. 50 Stellen auf der Werke-CD auf denen "Fiaker" vorkommt nach, wie und wo May es verwendet hat.
Wir reden scheinbar aneinander vorbei ...

In "Und Friede auf Erden" stört es mich wesentlich weniger bzw. ist wesentlich weniger ein Fremdkörper als in "Ein Dichter", weil es atmosphärisch im erstgenannten Fall eher einigermaßen hinkommt ...

Helmut

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Helmut » Do 18. Okt 2012, 10:43

Simpl hat geschrieben:Es ist aber ein Unterschied ob da steht "ein Fiaker" bzw. "da kam ein Fiaker", oder aber "eine Art sehr leichter Fiaker" ... "eine Art" heißt ja daß es eben kein "richtiger" ist ...

:wcool:

(Es geht nun zugegebenermaßen schon ein wenig in Richtung Haarspalterei, aber Haare lassen sich halt auch trefflich spalten ... Wie heißt es so schön in "In den Cordilleren", "Die Sprache des Grases ist eine sichtbare und nicht eine hörbare", das Gras wächst, freilich, und das ist auch wahrnehmbar ...)

:wcool:
Dann lies doch einfach selber mal bei den ca. 50 Stellen auf der Werke-CD auf denen "Fiaker" vorkommt nach, wie und wo May es verwendet hat.
(In Spanien, Deutschland (Berlin!) und, wie ich glaube, in Südamerika, auch)

Helmut

Helmut

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Helmut » Do 18. Okt 2012, 10:40

aber nicht möglich ist "versiechende Bäche" oder "versiechende Quellen" (wie May es schrieb), da muss es eindeutig "versiegende" heißen.
Zugegebenermaßen sind solche "Fehler" (mindestens teilweise) schon bei "Fehsenfeld" korrigiert, aber im "Hausschatz" stehen sie so noch drin, und solche (Flüchtigkeits-)fehler sind wohl eindeutig (wie ich meine) "aussprachlich" bedingt.

Helmut

Simpl

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Simpl » Do 18. Okt 2012, 09:14

Helmut hat geschrieben:man denke nur, dass er zeitlebens "versiechende Wasser" statt "versiegende" schrieb
Warum auch nicht ...

woerterbuchnetz.de bestätigt das, in dessen Richtung ich auch schon vor dessen Lektüre dachte:
versiechen, verb. , mhd. versiechen, durch krankheit verzehren, verderben; intransitiv, in krankheit vergehen, auch reflexivisch. mhd. wb. 2, 2, 358a. Lexer mhd. handwb. 3, 227. Schmeller bayer. wb. 2, 214; elanguescere, verfaulen, versiechen.

Simpl

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Simpl » Mi 17. Okt 2012, 15:51

Es ist aber ein Unterschied ob da steht "ein Fiaker" bzw. "da kam ein Fiaker", oder aber "eine Art sehr leichter Fiaker" ... "eine Art" heißt ja daß es eben kein "richtiger" ist ...

:wcool:

(Es geht nun zugegebenermaßen schon ein wenig in Richtung Haarspalterei, aber Haare lassen sich halt auch trefflich spalten ... Wie heißt es so schön in "In den Cordilleren", "Die Sprache des Grases ist eine sichtbare und nicht eine hörbare", das Gras wächst, freilich, und das ist auch wahrnehmbar ...)

:wcool:

Helmut

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Helmut » Mi 17. Okt 2012, 15:15

Dann ist das aber nicht weniger "putzig":
»So lade ihn höflich ein, und kommt uns nach. Wir gehen hinüber nach dem Platze wo vis-a-vis vom Hotel Rosenberg die malajischen Droschken halten, und nehmen zwei von ihnen.«
Es gibt in Uleh-leh und Kota Radscha eine Art sehr leichter Fiaker, welche mit kleinen, aber sehr schnellen, edlen Batak-Ponies bespannt sind. Diese Pferdchen laufen wie ein Wetter und sind von einer Ausdauer, die fast unbegreiflich wäre, wenn man nicht sähe, mit welcher Liebe so ein Malaie an seinem Tiere hängt. Ich habe später von Padang aus mit solchen niedlichen Tieren ganze Tagestouren von doppelter Länge, als man in Deutschland gewöhnt ist, gemacht, und wenn wir des Abends nach Hause kamen, so waren sie noch so frisch und mutig wie am frühen Morgen. Aber welche Behandlung auch gegen die bei uns daheim für richtig gehaltene!
[Karl Mays Werke: Und Friede auf Erden!, S. 399. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 64414 (vgl. KMW-V.2, S. 316)]
Helmut

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