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Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Verfasst: Sa 20. Okt 2012, 10:55
von Annie O'Toole
Sollte meinen vorherigen Eintrag wohl noch ein bisschen erläutern, nicht dass Ihr Euch jetzt Gedanken macht und versucht, den schönen Schopenhauer-Text passend auf den ganzen Thread zu interpretieren.... hat nur ein ganz klitzekleinwenig damit zu tun.

Neinnein, ich hatte mich nur so darüber gefreut, weil er quasi etwas beschreibt, was im Moment zu einer Situation in meinem Leben passt wie die Faust aufs Auge.
Jaja, es gibt auch noch ein Leben neben Karl May

Insofern war’s etwas Off Topic …. Sorry!

:ired:

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Verfasst: Fr 19. Okt 2012, 13:48
von Annie O'Toole
auf derselben Seite einer May-Homepage, auf der die beiden Tucholsky-Zitate stehen, hab ich gerade Folgendes gefunden:

EIGENWÄRME

Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich, an einem kalten Wintertage, recht nahe zusammen, um, durch die gegenseitige Wärme, sich vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die gegenseitigen Stacheln; welches sie dann wieder voneinander entfernte. Wenn nun das Bedürfnis der Erwärmung sie wieder näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel; so daß sie zwischen beiden Leiden hin- und hergeworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung voneinander herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten.

So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab. Die mittlere Entfernung, die sie endlich herausfinden, und bei welcher ein Beisammensein bestehen kann, ist die Höflichkeit und feine Sitte. Dem, der sich nicht in dieser Entfernung hält, ruft man in England zu: "Keep your distance" - Vermöge derselben wird zwar das Bedürfnis gegenseitiger Erwärmung nur unvollkommen befriedigt, dafür aber der Stich der Stacheln nicht empfunden. Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat, bleibt lieber aus der Gesellschaft weg, um keine Beschwerde zu geben, noch zu empfangen.

(Arthur Schopenhauer)

sehr schön! YES! WELL!

:topi:

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Verfasst: Fr 19. Okt 2012, 13:14
von Simpl
In etwa im Sinne von Tucholskys Treppe (Sprechen – schreiben – schweigen):
Reden ist Silber, Mailen ist Gold ...

:wcool:

Außerdem, „Man hätte viel mehr [malen ...] sollen“ hat er auch gesagt [in Sachen zweckloses Tun versus Alternativen] ..., „malen“ hat er zwar nicht gesagt, [gar nichts hat er gesagt,] aber was ist das sonst für ein Satz ganz ohne Verb inmitten ...

:smilew:

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Verfasst: Fr 19. Okt 2012, 12:00
von Annie O'Toole
Helmut hat geschrieben:Und 2. übrigens bin ich nicht Newton, den der war Physiker und ich bin (ein dem Konstruktivismus und damit eher der Realität zugeneigter) Mathematiker.
Helmut
"Quod erat demimonschtrum!"

:rofl:

I kaaf mer etz an Malkastn

:irolleye:

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Verfasst: Fr 19. Okt 2012, 11:37
von Helmut
Weißt Du, liebe Charlotte/Annie, Dich treffe ich ja ziemlich sicher morgen im Tucherhof und da können wir das eine oder andere miteinander auch detailliert be-/durchsprechen, aber der Rü-Si steht ja nur hier (und in anderen Foren) und auch nur elektronisch-schriftlich zur Verfügung (was zugegebenermaßen sich für mich manchmal etwas schwierig gestaltet), deshalb wird es dann auch hin und wieder etwas "ausführlicher" als es manch ein/e Zuhörer/in sich wünschen mag.
:huepf:

Übrigens bin ich natürlich immer noch der Meinung, dass ich selbstverständlich recht habe (wie eigentlich immer, da ich ja bekanntlich alles weiß, während andere nur alles besser wissen :zwinki: ), nur würde ich z.B. im Rahmen einer HKA auch "versiechen" so stehen lassen, und vielleicht kommentiert, die Entscheidung über die Korrektheit oder nicht, dem geneigten Leser überlassen.

Und 2. übrigens bin ich nicht Newton, den der war Physiker und ich bin (ein dem Konstruktivismus und damit eher der Realität zugeneigter) Mathematiker.

Helmut

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Verfasst: Do 18. Okt 2012, 18:01
von Simpl
Das wissen wir doch, liebe Annie, das mit den Überschneidungen und Nichtüberschneidungen ... und die sind auch noch variabel und fließend ... ich habe heute bei unserem gemeinsamen Freund Hesse gelesen daß er schon froh war wenn man ihn überhaupt ansatzweise verstanden hat ... nicht weil er so arrogant war sondern weil ihm bewußt war daß halt jeder anders tickt und hundert Leute einen Text auf hundert verschiedene Weisen 'verstehen' ...

Am besten ist's man läßt's sein. Aber was soll man sonst machen ...

:grinw:

(Hat Hesse übrigens auch mal gesagt auf die Frage warum er schreibe: weil man nicht den ganzen Tag malen kann ...)

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Verfasst: Do 18. Okt 2012, 17:38
von Annie O'Toole
„Wahre Mitteilung findet nur unter Gleichgesinnten, Gleichdenkenden statt.“

Dieser Satz von Novalis war der erste, der mir zu Eurer Diskussion eingefallen ist ….

……. ein anderer ebensoschöner und –passender stammt von Herrn von Kleist:

„Ich glaube, dass Newton an dem Busen eines Mädchens nichts anderes sah als eine krumme Linie, und dass ihm an ihrem Herzen nichts merkwürdig war als sein Kubikinhalt.“

..... und der dritte stammt von mir:

"ma konns a überdreim....."

:zwinki: :ired: :isagnix:

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Verfasst: Do 18. Okt 2012, 16:57
von Helmut
Und auch die Anmerkungen von Roxin sind etwas anders als in meiner Erinnerung:
Auch bei den Texten dieses Reprintbandes scheint die Hausschatz-Redaktion den originalen Lautstand der Handschrift Mays bewahrt zu haben, so daß man bei einer textkritischen Ausgabe getrost den hier vorliegenden Druck wird benutzen können. Beispielsweise schrieb May zeitlebens "versiechen" statt "versiegen"; DH hat diese Orthographie, während F4 in "versiegen" korrigiert ist.
(DH ist "Deutscher Hausschatz", F4 Fehsenfeld Band 4)
(Vorwort zum Reprint "Durch das Land der Skipetaren)

Helmut

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Verfasst: Do 18. Okt 2012, 16:47
von Simpl
@ vorletzter und vorvorletzter Beitrag Helmuts

Der Erklär-Bär stieg grüblerisch aus dem Fiaker und sprach bei sich "Offenbar habe ich mir schon vor Jahren vergeblich Arme und Beine ausgerissen ... ich sollte meine Belehrungsbemühungen versiechen lassen ... oder, lerne leiden ohne zu klagen, versiegen ...

:wlol:

:zwinkw:

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Verfasst: Do 18. Okt 2012, 16:42
von Helmut
Und etwas früher :
Hallo Helmut!

Noch eine Frage zum Reprint (den ich nicht habe. Aber demnächst. Soeben bestellt.) Ist der "Marderpfahl"

(siehe hier:

»Schießen?« frug der Jäger, die Achsel zuckend. »Was bildet Ihr Euch ein! Ich muß Euch den Indsmen übergeben, und die werden Euch an den Marderpfahl binden.
[Karl Mays Werke: Wanda. Kriminalnovellen, S. 500. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 5680 (vgl. KMW-I.6-59:38, S. 596)] )

im Text der "Frohen Stunden" wirklich drin, oder ist das ein Schreibfehler, der beim Abtippen für die HKA bzw. die CD passiert ist?
Re: Auf der See gefangen
geschrieben von: Helmut (IP-Adresse bekannt)
Datum: 24.01.2008 18:44

Es steht so wirklich drin (Seite 241 des Reprints "Frohe Stunden").

Es ist ja eigentlich auch kein Wunder, May war ja schließlich Sachse, und welcher Setzer kannte damals das Wort "Marterpfahl" um es zu verbessern.
Ich habe ja an anderer Stelle schon geschrieben, dass sich solche Dialektfehler bis in die Fehsenfeld-Ausgaben hinziehen. (z.B. die "versiechende Quelle")

Helmut