Fiaker oder nicht Fiaker

Helmut

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Helmut » Do 18. Okt 2012, 16:38

Und ein Anderer schrieb:
Re: Regionalismen
geschrieben von: Rüdiger (IP-Adresse bekannt)
Datum: 10.01.2009 15:26

"Versiechende Bäche" würde ich ja nie im Leben "korrigieren". Die so entstehende Doppeldeutigkeit paßt ja und ergibt sozusagen eine hübsche 'Farbe'. Selbst wenn es möglicherweise seitens des Autors nicht beabsichtigt war. Das heißt, doch, bzw., was heißt beabsichtigt, May wird gedacht haben, daß man versiegen so schreibt (nämlich versiechen), und hat sozusagen * das Angenehme (nämlich so schreiben zu können wie er sprach, ohne über die "richtige" Schreibweise nachdenken zu müssen) mit dem Nützlichen (der passenden zusätzlichen Bedeutung (die ihm gar nicht unbedingt als "zusätzlich" bewußt war)) verbunden.
:huepf:

Helmut

Helmut

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Helmut » Do 18. Okt 2012, 16:35

Ein Zitat von vor langer Zeit (es kommt eben alles wieder :ilol: )
Re: Orientzyklus
geschrieben von: Helmut (IP-Adresse bekannt)
Datum: 30.11.2005 22:43

Einige Bemerkungen zum jetzt vorkommenden Mübarek:

Da taucht also ein falscher Heiliger auf (ein falscher Dr.med. Heilig) und schon geht auch bei KBN einiges vor. Er gibt sich falsche Titel (Hasredin), macht Trickspielchen und muss auch vor Gericht erscheinen (vor einem Amtsgericht!).
Aber anders wie in der Wirklichkeit führt er dort den Richter vor, das hätte er wohl gerne so gemacht damals in Mittenweida.
Und dann noch die arme Frau mit den verhungernden Kindern, aber deren Vater ist tot.
Ob das auch manchmal ein Wunschtraum von ihm war, wenn der Vater seine Gewaltausbrüche hatte?

Schön ist an mancher Stelle im DH zu lesen, dass deren Lektoren und Setzer das sächsische Deutsch Mays übernommen haben. So stehen dort noch die "versiechenden" heissen Quellen Ostramdschas. Erst bei Fehsenfeld ist das dann ins deutsch richtige "versiegend" verbessert worden.

Helmut

Und dann schrieb derselbe Autor (nur gut 3 Jahre später):
Re: Regionalismen
geschrieben von: Helmut (IP-Adresse bekannt)
Datum: 10.01.2009 18:44

Das mit dem "versiechen", ich finde die Argumantation Platens (aus Erlangen, vermutlich ein Franke) ja durchaus schlüssich/g, ist ja leider vorbei. In den entsprechenden Fehsenfeld-Ausgaben ist dies ja schon auf "versiegen" korrigiert (die Hausschatz-Redaktion hatte da noch größere Toleranz), und damit - wie man (leider) sagen muss - mit (zumindest stillschweigender) Billigung des Autors (Karl May).

Helmut
Irgendwie scheint der was eingesehen zu haben, was auch immer das gewesen sein mag.

(grübel)

Helmut

Simpl

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Simpl » Do 18. Okt 2012, 16:07

Daß ich selber ohne zu Zögern "versiechen" benutzen würde, brauche ich vermutlich nicht mehr gesondert kundzutun, ich habe gerade vorhin bei einer privaten Mail darüber nachgedacht, ob ich versiegen oder versiechen schreiben soll ... "Das Gespräch neigte daraufhin zum Versiegen" hieß der Satz, ich habe mich dann doch für "Versiegen" entschieden obwohl insbesondere das "siegen" innerhalb des Wortes eigentlich ganz blöd und unpassend klingt ... Aber "Versiechen" klingt vielleicht zu unüblich und zu sächsisch, habe ich gedacht ... :grinw: ... und zu negativ. Das war's wohl, deshalb habe ich dann "Versiegen" genommen. Weil ich nicht wollte daß es negativ klingt ...

Ich würde ggf. gar beide Worte innerhalb eines Textes schreiben, je nachdem worum es geht ... Lebenskraft z.B. kann versiegen, aber auch versiechen ... einmal ohne Krankheit, einmal mit ... und ein Gespräch und ein Bach freilich auch ... ein Gespräch kann versiegen weil das Thema zur Zufriedenheit erschöpft und zu befriedigendem Abschluß gekommen ist, oder versiechen wegen unüberbrückbarer Wellenlängeninkompatibilitäten oder sonstiger atmosphärischer Irritationen ... ein Bach aus natürlichen oder eben weniger natürlichen Gründen versiegen bzw. versiechen ...

Simpl

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Simpl » Do 18. Okt 2012, 15:59

Helmut hat geschrieben:Und übrigens, da dieses "versiechend" in seinen (Mays) Buchausgaben in "versiegend" geändert wurde, und er (May) ja dabei (bei den ersten Buchausgaben) selber dafür sorgte (wie u.a. ich an anderer Stelle zeigte), dass seine "Sächseleien" verschwanden bzw. abgeschwächt wurden, gehe ich davon aus, dass er mit diesen Änderungen einverstanden war, bzw. sogar selber veranlasste.
Er war halt bissel g'schlampert und darüber hinaus verunsicherbar ... vielleicht hat er's gar nicht gemerkt ... oder nicht kontrolliert ...

Simpl

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Simpl » Do 18. Okt 2012, 15:57

Helmut hat geschrieben: Respekt, kann ich da nur noch sagen!
Danke

:wlol:

Helmut

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Helmut » Do 18. Okt 2012, 15:27

Und übrigens, da dieses "versiechend" in seinen (Mays) Buchausgaben in "versiegend" geändert wurde, und er (May) ja dabei (bei den ersten Buchausgaben) selber dafür sorgte (wie u.a. ich an anderer Stelle zeigte), dass seine "Sächseleien" verschwanden bzw. abgeschwächt wurden, gehe ich davon aus, dass er mit diesen Änderungen einverstanden war, bzw. sogar selber veranlasste.

Helmut

Helmut

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Helmut » Do 18. Okt 2012, 14:53

Da haben wir es schon wieder, nämlich das Prinzip der äußerst unvollständigen Induktion :zwinki:

Du kennst keinen der betreffenden Sätze; aber Karl May kennst Du mittlerweile so gut, dass Du genau beurteilen kannst, was er eigentlich aussagen wollte, genauer noch, als das was er schrieb, vom Zusammenhang ganz zu schweigen!

Respekt, kann ich da nur noch sagen!

Helmut

Simpl

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Simpl » Do 18. Okt 2012, 12:57

Helmut hat geschrieben:ich (und nicht nur ich, wie man z.B. (wenn ich mich recht erinnere) im Vorwort zu "Giölgeda padishanün" von Roxin nachlesen kann) behaupte nur, dass es in dem Zusammenhang falsch verwendet ist, und dass diese Verwendung dialektbedingt ist.
Dialektbedingt mag es wie schon gesagt sein, aber schön und richtig ist es dennoch ... auch ein Roxin greift halt mal daneben ...

(Das ist meine individuelle Meinung. Alle Professoren, Germanisten, Deutschlehrer und wasweißichnoch dieser Welt mögen es anders sehen ... ich bleibe dabei ...)

Simpl

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Simpl » Do 18. Okt 2012, 12:54

Helmut hat geschrieben:dem verehrten Herrn W. [...] der Herr W.
Entnehme ich diesen Formulierungen sowie der einen oder anderen erkennbaren zusätzlichen atmosphärischen Störung :grinw: daß Schreiber jenes derzeit auf besagten Herrn W. nicht gut zu sprechen ist ? Ob dem so ist oder nicht das 'bleibt sich gleich', ich frage sozusagen aus reiner Neugier ... (und bin mir nicht bewußt wirklich Anlaß zu Verärgerung gegeben zu haben, aber jeder Jeck ist halt anders, und daß wir alle mehr oder weniger unterschiedlich 'ticken' das wissen wir ja ...)
aber nicht beim Schreiber (dem Herrn May)
Auch ein Herr May ist nicht immer auf der Höhe ... Der hat offenbar halt gedacht Fiaker wäre einfach nur ein anderer Ausdruck für Kutsche oder Droschke, ohne sich dessen bewußt zu sein daß schon zu seiner Zeit das Wort über Wien und Umgebung (wozu ich der Einfachheit halber jetzt auch mal Süddeutschland zähle :grinw: ) hinaus nicht recht paßte ... und der gemütliche Fiaker paßt halt zu 'Action' und 'Wildem Westen' schon gar nicht ... mit dem Fiaker fährt man zur Oper oder zum Prater, aber nicht zum Saloon oder Revolverduell ...
Zuletzt geändert von Simpl am Do 18. Okt 2012, 13:05, insgesamt 1-mal geändert.

Helmut

Re: Fiaker oder nicht Fiaker

Beitrag von Helmut » Do 18. Okt 2012, 12:37

Simpl hat geschrieben:"versiechte" bei Google eingegeben liefert übrigens jede Menge Treffer ... (dort ein bißchen durch die Seiten stöbern) Also ist es gar keine Maysche "Erfindung".
Habe ich irgendwo jemals behauptet, dass dieses Wort May'sche Erfindung sei?
Nein, ich (und nicht nur ich, wie man z.B. (wenn ich mich recht erinnere) im Vorwort zu "Giölgeda padishanün" von Roxin nachlesen kann) behaupte nur, dass es in dem Zusammenhang falsch verwendet ist, und dass diese Verwendung dialektbedingt ist.
Begünstigt wurde dies auch durch die damals noch nicht so streng normierte deutsche Rechtschreibung. Das nämlich alles noch Ende des 19. Jahrhunderts.

Helmut

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