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Re: Indianische Märchen, Legenden und Weisheiten

Verfasst: Fr 13. Mai 2011, 15:04
von Annie O'Toole
Bin ja fest davon überzeugt, dass ich in einem früheren Leben mal Indianer war und darum möchte ich Euch meine "Schöpfungsgeschichte" nicht vorenthalten *zwinker*:

KOJOTE ERSCHAFFT DIE WELT
Vor langer Zeit war überall Wasser. Old Man Kojote schaute sich um und sagte: „Heh, wir brauchen Land.“ Der Große Geist hatte ihm die Befehlsgewalt über alle Tier übertragen, die damals den Namen „Der Stamm der Feuerlosen“ trugen. Also rief Kojote vier Enten zu sich, damit sie ihm halfen, Land zu finden. Er gab ihnen den Befehl, ins Wasser hinab zu tauchen und dort nach Schlamm zu suchen. Die ersten drei kehrten zurück, ohne dass sie etwas gefunden hätten, aber erstens ist vier eine Glückszahl , und zweitens läuft es in diesen Geschichten immer so, und so kam die vierte Ente zurück und hatte etwas Schlamm vom Grund im Schnabel.
„Astrein“, sagte Old Man Kojote. „Dann machen wir jetzt mal ein bisschen Land.“ Er schuf die Berge und Flüsse, die Prärien und Wüsten, die Pflanzen und Tiere. Dann sagte er: „Ich denke, jetzt werde ich mal ein paar Leute machen, damit es jemand gibt, der Geschichten über mich erzählt.“
Er nahm den Schlamm und formte daraus einige hochgewachsene, schöne Menschen. Old Man Kojote gefielen sie sehr. „Ich werde sie Absarokee nennen. Das heißt „Kinder des Großschnäbeligen Vogels“. Irgendwann werden ein paar weiße Deppen kommen, die Übersetzung völlig falsch verstehen und sie einfach Crow nennen.“
„Was werden sie essen?“, fragte eine der Enten.
„Sie haben weder Federn noch ein Fell“ meinte eine andere.
„Genau“, sagte eine dritte. „Sie sehen zwar ganz hübsch aus, aber bei schlechtem Wetter nützt ihnen das gar nichts.“
Old Man Kojote überlegte eine Weile, warum er Enten nicht sonderlich leiden konnte, dann nahm er noch etwas von dem Schlamm und formte daraus ein seltsam aussehendes Tier mit einem dicken Fell und Hörnern. „Alles, was sie brauchen, gibt ihnen dieses Tier. Ich nenne es Büffel.“
Die vierte Ente hatte die ganze Zeit zugeschaut, eine Zigarette im Schnabel. „Das ist aber ein großes Tier. Deine Leute werden es gar nicht fangen können“, sagte sie und blies Old Man Kojote eine dicke Wolke blauen Dunstes ins Gesicht. „Okay, hier ist noch ein anderes Tier, auf dem sie reiten können, um den Büffel zu fangen.“
„Und wie sollen sie das fangen?“, fragte die vierte Ente.
„Hör mal zu, Ente, muss ich mich eigentlich um alles kümmern? Ich hab die Welt gemacht und diese Menschen und ich habe ihnen alles gegeben, was sie brauchen, also gib jetzt endlich Ruhe.“
„Aber wenn sie alles haben, was sie brauchen, was sollen sie den lieben langen Tag machen? Einfach nur rumsitzen und sich Geschichten über Dich erzählen?“
„Das wäre ganz schön.“
„Stinklangweilig“, sagte die Ente.
„Dann mach ich ihnen jetzt noch eine Menge Feinde, und zwar so viele, dass sie hoffnungslos in der Minderheit sind und andauernd kämpfen und alle möglichen Kriegszeremonien veranstalten müssen.“
„Dann werden sie vernichtet.“
„Nein, denn ich stehe ihnen bei. Die Kinder des Großschnäbeligen Vogels sind meine Lieblingskinder, obwohl auch einige ihrer Feinde Geschichten über mich erzählen werden.“
„Was ist, wenn die Büffeltiere alle getötet werden?“
„Das wird nicht passieren. Es gibt zu viele davon.“
„Und wenn doch?“
„Dann sind sie halt angeschissen. Ich bin jetzt müde und dreckig, und mir ist von der ewigen Rumsteherei im Wasser ganz kalt. Ich werde jetzt das Schwitzbad erfinden und mich aufwärmen.“
Also baute Old Man Kojote aus Weidenzweigen und Büffelhäuten eine Schwitzhütte. Er machte Steine im Feuer heiß und legte sie in die Mitte der Schwitzhütte, dann krochen er und die Enten hinein und schlossen die Tür, so dass es drinnen vollkommen dunkel war. „Heh, mach die Zigarette aus!“, sagte Old Man Kojote zu der vierten Ente.
Die Ente warf die Zigarette auf die heißen Steine und das Zelt füllte sich mit Rauch. „Das riecht ganz gut“ sagte Old Man Kojote. „Los, wir probieren das noch mit anderem Kram und sehen mal, wie es kommt.“ Er warf ein paar Zedernnadeln auf die Steine und auch das roch ganz gut. Dann probierte er es mit Duftgras und etwas Salbei. „Dieser ganze Kram soll auch zur Schwitzzeremonie gehören. Und Wasser. Wir brauchen Wasser, damit es so richtig elend heiß hier drin wird.“
„Damit wir ganz und gar rein und sauber werden?“, fragte die dritte Ente.
„Genau“, sagte Old Man Kojote. „Erst gieße ich vier Kellen Wasser auf die Steine – für die vier Himmelsrichtungen.“
„Und die vier Enten.“
„Richtig“, sagte Old Man Kojote. „Und jetzt sieben Kellen für die sieben Sterne des Großen Wagens und dann noch zehn, denn zehn ist eine schöne runde Zahl.“
Er reichte jeder der Enten einen Weidenzweig, damit sie sich damit auf den Rücken schlugen. „Hier, damit könnt ihr es euch richtig geben.“
„Wozu soll das gut sein?“
„Das macht zart…….ähhm……Ich wollte sagen……es treibt den Schweiß heraus und macht noch reiner.“
Und als sich nun die Enten mit den Weidenzweigen auf den Rücken schlugen, sagte Old Man Kojote: „Okay, ich werde jetzt mal ordentlich Wasser auf die Steine gießen. Ich zähle nicht mal mit, wie viele Kellen es sind, aber es wird uns mächtig heiß werden und hinterher sind wir völlig rein und sauber.“ Dann goss er und goss, bis es in dem Zelt so heiß wurde, dass es ihm zu viel war, und er schlüpfte zur Tür hinaus, ohne dass die Enten es bemerkten.
Später, nachdem er zur Abkühlung in den Fluss gesprungen war, verspeiste er eine opulente Mahlzeit und ruhte sich ein wenig aus. „Spitzenmäßig astrein“, sagte er zu sich.
„Ich denke, ich werde meinem neuen Volk das Schwitzbad zum Geschenk machen. Es soll ihre Kirche und Weihstätte sein und sie können an mich denken, wann immer sie hineingehen. Was mit den Enten passiert ist, braucht ja niemand zu erfahren.“ Dann rupfte er einen Weidenzweig ab und pulte sich etwas Entenfleisch zwischen den Zähnen heraus.
„Der Salbei macht sich in diesem Zusammenhang eigentlich ganz gut.“
(Christopher Moore: Blues für Vollmond und Kojote)

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wenn a Fra sacht “passt scho" - dann passt goa nix!

Re: Indianische Märchen, Legenden und Weisheiten

Verfasst: Sa 16. Apr 2011, 16:43
von Klaus_D
Liebes Hexla,

der weiße Mann sieht sich gegenüber Eingeborenen oftmals als der bessere Mensch - siehe Amerika, siehe Afrika, siehe Indien, Australien - die Liste ließe sich fortsetzen.

Trotz einer vorgeblich besseren Bildung muß man immer wieder feststellen, daß mehr Bildung offenbar trotzdem zu mehr Umweltschädigungen führt.

Liest man sich die teilweise schon jahrhundertealten Sprüche eingeborener Völker durch, wie Du einige niedergeschrieben hast, offenbart sich eine Weisheit, die ihresgleichen sucht!

"Wir haben die Erde von unseren Eltern nicht geerbt, sondern wir haben sie von unseren Kindern nur geliehen."
- Indianersprichwort

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Im Leben eines Indianers gibt es keine schlechten Tage.
Auch wenn die Zeiten noch so schwierig sind - jeder Tag ist gut.
Weil Du am Leben bist, ist jeder Tag gut.
- Henry Old Coyote, Crow

Re: Indianische Märchen, Legenden und Weisheiten

Verfasst: Sa 16. Apr 2011, 16:27
von Hexla


Als ich die voranstehenden Worte der Indianer für dieses Forum ausgesucht habe, tat ich das mit den Informationen der letzten Wochen und Tage aus Japan, mit Erinnerungen an Tschernobyl und den Folgen für die Menschen und die Natur. Ich bin berührt von dem was tagtäglich in den Medien darüber zu lesen ist.

In dieser Zeit, in der soviel über Kernkraft und Reaktoren diskutiert wird, die Menschen angelogen werden -
in einer Zeit, in der immer noch Menschen meinen die Technik zu beherrschen und die Natur ausbeuten zu dürfen -
in unserer Zeit, in der wir leben, unsere Kinder leben werden und unsere Enkel leben müssen -
wie wahr ist dann doch die Weisheit und Hellsicht der Indianer...

das meint ein nachdenkliches Hexla

Indianische Märchen, Legenden und Weisheiten

Verfasst: Sa 16. Apr 2011, 16:16
von Hexla

„Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig (...),
denn die Erde ist des roten Mannes Mutter. (...)
Wir wissen, daß der weiße Mann unsere Art nicht versteht.
Er behandelt seine Mutter, die Erde,
und seinen Bruder, den Himmel,
wie Dinge zum Kaufen und Plündern,
zum Verkaufen wie Schafe oder glänzende Perlen.
Sein Hunger wird die Erde verschlingen und nichts zurücklassen als eine Wüste. (...)
Die Erde ist unsere Mutter.
Was die Erde befällt, befällt auch die Söhne der Erde. (...)
Denn das wissen wir:
die Erde gehört nicht den Menschen.
Der Mensch gehört zur Erde.
Alles ist miteinander verbunden. (...) Die Erde verletzen, heißt, ihren Schöpfer verachten.“

aus der Rede des Häuptlings Seattle an den Präsidenten der USA im Jahre 1855

Indianische Märchen, Legenden und Weisheiten

Verfasst: Sa 16. Apr 2011, 16:01
von Hexla
Vom Leben im Einklang mit der Natur

„Vieles ist töricht an eurer Zivilisation.
Wie Verrückte lauft ihr weißen Menschen dem Geld
nach,
bis ihr so viel habt,
daß ihr gar nicht lang genug leben könnt,
um es auszugeben.
Ihr plündert die Wälder, den Boden,
ihr verschwendet die natürlichen Brennstoffe,
als käme nach euch keine Generation mehr,
die all dies ebenfalls braucht.
Die ganze Zeit redet ihr von einer besseren Welt,
während ihr immer größere Bomben baut,
um jene Welt, die ihr jetzt habt,
zu zerstören.‘‘

Tatanga Mani

Weisheit der Cree-Indianer

Verfasst: Sa 16. Apr 2011, 15:50
von Hexla
„Erst wenn der letzte Baum gerodet,
der letzte Fluß vergiftet,
der letzte Fisch gefangen ist,
werdet ihr feststellen,
daß man Geld nicht essen kann.‘‘
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Indianische Märchen, Legenden und Weisheiten

Verfasst: Sa 16. Apr 2011, 15:46
von Hexla
Und der Mensch saß allein da.
Bis auf die Knochen durchtränkt von Trauer.
Und alle Tiere umringten ihn und sagten:
"Es tut uns weh, dich so traurig zu sehen. Bitte uns was du willst, und du wirst es haben."
Der Mensch sagte: "Ich will gute Augen haben."
Der Geier antwortete: "Du wirst meine haben."
Der Mensch sagte: "Ich will stark sein."
Der Jaguar antwortete: "Du wirst stark sein wie ich."
Dann sagte der Mensch: "Ich ersehne, die Geheimnisse der Erde zu kennen."
Die Schlange antwortete: "Ich werde sie dich lehren."
Und so ging es mit allen Tieren.
Als der Mensch alle Gaben hatte, die sie ihm geben konnten, ging er fort.
Und die Eule sagte zu den anderen Tieren:
"Jetzt weiss der Mensch vieles und kann viele Sachen machen.
Plötzlich bekomme ich Angst."
Der Hirsch sagte: "Jetzt hat er was er braucht. Jetzt wird er nicht mehr traurig sein."
Aber die Eule antwortete: "Nein. Ich habe ein Loch gesehen im Menschen,
das so tief ist wie ein Hunger, der niemals gestillt werden kann.
Das ist es, was ihn traurig macht und was dazu führt, dass er immer mehr will.
Er wird weiterhin nehmen und nehmen bis eines Tages die Erde sagt:
'Jetzt gibt es nichts mehr und ich kann dir nichts mehr geben.' "

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