Elspe wirbt

Simpl

Re: Elspe wirbt

Beitrag von Simpl » Di 21. Jun 2011, 15:45

Wer weiß auch ob er ein großer Schauspieler geworden wäre.
Also wenn ich Intendant wäre, ich würde ihn sofort engagieren. Er wäre ein hervorragender Herr John in Hauptmanns "Ratten", eine gute Nr. 3 in den "Zwölf Geschworenen", generell ein sehr guter Darsteller für ein gewisses "Fach", harte, einfache, emotionale Männer, um es schlicht und vereinfachend auszudrücken.

Die Szene (2003 oder 04) wie er einen Toten (ich glaube seinen Sohn) auf dem Arm hat und sich dann aufs Pferd wirft, werde ich nie vergessen (wenn Pape nicht gewesen wäre wäre ich in der Pause gegangen ...) Ich weiß sonst nicht mehr viel von der Aufführung aber das sehe ich noch vor mir. Wenn andere sich aufs Pferd werfen, sieht man nur aha jetzt reitet er nach links weil der Regisseur das gesagt hat, das so vereinbart ist (und dann geht er in die Kantine ... auch das sieht man schon ...), bei Pape sieht man, nonverbal, Grimm, Wut, Zorn, Leid, Schmerz, Rache ...

Krähe71

Re: Elspe wirbt

Beitrag von Krähe71 » Di 21. Jun 2011, 15:34

Der ist auf dem Teppich geblieben, ja, sehr selten heutzutage. Wer weiß auch ob er ein großer Schauspieler geworden wäre. Vielleicht war ihm das auch bewußt, weswegen er ohne Bitterkeit ganz nüchtern das so hin nahm. Nicht daß ich ihm nicht großes Talent zugestanden hätte, aber gegen die anderen Marionetten in Elspe ist er schon was ganz anders. Es ist schon ein Unterschied ob man sein innerstes für die Rolle nach außen kehrt oder nur spielt.

Simpl

Re: Elspe wirbt

Beitrag von Simpl » Di 21. Jun 2011, 15:27

Krähe71 hat geschrieben:Pape fand es selber tragisch
Er hat aber 'kein großes Ding' daraus gemacht, was ich sehr sympathisch finde. Ganz ohne Wehleidigkeit oder Bitterkeit hat er darüber gesprochen, es ist halt wie es ist ... außerdem ist er bescheiden und uneitel.

Bei dem Mann wird mir regelrecht warm ums Herz, das ist bei mir in Sachen Menschen nicht gerade üblich ...

Krähe71

Re: Elspe wirbt

Beitrag von Krähe71 » Di 21. Jun 2011, 14:53

Pape fand es selber tragisch daß er nie über Elspe in Sachen Schauspielerei hinaus kam. Sein Vater konnte nicht mehr arbeiten, also mußte er die Familie ernähren (aus der Sendung "Wie Winnetou nach NRW kam").

"Der schwarze Mustang" wäre ohne Hobbel-Frank noch schlechter. Aber es gibt noch schlechtere Bücher. Die Lebenszeit ist zu kostbar um sie zu lesen.

Simpl

Re: Elspe wirbt

Beitrag von Simpl » Di 21. Jun 2011, 13:05

Ich finde den "Mustang" ebenfalls eines seiner schwächsten Werke.

Annie O'Toole

Re: Elspe wirbt

Beitrag von Annie O'Toole » Di 21. Jun 2011, 12:57

Simpl hat geschrieben:Pape als Halbblut wäre sicher interessant anzusehen. (Ich finde es übrigens tragisch daß dieser großartige Mann ausgerechnet nur dort spielt.)
...... und das leider auch nur noch dieses Jahr. Also Markus, wenn Du noch hin willst, dann tu es noch diese Saison.
Am 9.7. bin ich in Bischofswerda und guck mal, was die Schiebocker (sprich Uwe Hänchen) aus derselben Vorlage machen. Habe das Buch ja, ebenso wie Markus, letztes Jahr gelesen und frage mich sowieso, warum ausgerechnet "Der schwarze Mustang" derart oft auf Bühnen zu sehen ist - er ist ja nun wirklich nicht Mays bestes Werk. Beim Lesen hatte ich das Gefühl (und so war es wahrscheinlich auch), dass nach einem guten Anfang der Rest einfach nur noch hingerotzt wurde, um das Buch schnell fertigzustellen (ich lass mich aber auch gerne eines Besseren belehren)

:zwinki:

Simpl

Re: Elspe wirbt

Beitrag von Simpl » Di 21. Jun 2011, 09:20

die große Mehrzahl der lebenden Deutschen das Gegenteil tut und die Raketen den Sternen vorzieht. Raketen sind hübsch, Raketen sind entzückend, sie sollen hochleben! Aber Sterne! aber ein Auge und Gedanke voll ihrer stillen Lichter, voll ihrer weit schwingenden Weltmusik – o Freunde, das ist doch noch anders!"
hat Annie O'Toole im anderen Thread zitiert, und es paßt auch hier ... Das sind so die gedanklichen Querverbindungen, fiel mir vorhin beim Frühstück ein, daß ich mit der Ballerei in Elspe nichts am Hut habe, ich war mal dort, da sind sie alle aus dem Häuschen geraten vor Begeisterung, und ich saß völlig verständnislos dazwischen ... aber wenn ein altgewordener Otto Schenk (das (der) fiel mir beim Frühstück ein, und dazu dann Elspe, das war der gedankliche Bogen ...) im Sessel sitzt und leise sagt, [der Dirigent] Kleiber habe noch singen können, [und damit meint: mit den Armen und dem Taktstock ...] dann gerate ich aus dem Häuschen und sage vor dem Fernseher laut & leuchtenden Auges "Ja !" (Das sind so Sternstunden, die Sendung gestern abend auf Arte ... leider sind die goldenen Theaterzeiten, die da noch einmal sozusagen herübergrüßten, vorbei ... Schenk, der geniale Altmeister, wird von den zeitgenössischen, die jetzt 'das Sagen' haben, teilweise gar nicht mehr ernstgenommen ...)

Pape als Halbblut wäre sicher interessant anzusehen. (Ich finde es übrigens tragisch daß dieser großartige Mann ausgerechnet nur dort spielt.) Aber ich erinnere mich, vor sieben oder acht Jahren auf der Rückfahrt gedacht zu haben, für das Geld, das ich heute verfahre und verbrate, hätte ich mir einen oder zwei HKA-Bände kaufen können ... und derzeit sind halt die Hesse-Bände dran ...

:wcool:

Simpl

Re: Elspe wirbt

Beitrag von Simpl » Di 21. Jun 2011, 08:29

Annie O'Toole hat geschrieben:So traurig das für den Castlepool-Darsteller ist, aber irgendwie beschlich mich der kindsköpfige Gedanke, ob da nicht der gute Charlie (aus dem Jenseits) seine Finger im Spiel hatte …
Er hätte es nicht am Darsteller ausgelassen ... (Dazu fällt mir wieder die Sache mit dem Gedichtvortrag in den Bergen ein, ist schon ein paar Jahre her, und daß sich dort der Himmel verständlicherweise bedeckt hielt ... :grinw: (dazu gibt es einen schönen Beitrag im Stiftungsforum, den damals vermutlich niemand verstanden hat ...))
warum es hier einen Castlepool anstatt der Timpes gab, weiß wohl auch nur der Verantwortliche.
Es könnte sozusagen ganz schnöde damit zu tun haben, daß ein Darsteller billiger ist als zwei ... (auch das kommt indes darauf an. Manchmal sind auch drei billiger als einer, je nachdem, wer es ist ...)

Erinnert an eine Stelle im "Raub der Sabinnerinnen". Er habe keinen Sklaven Tulio, sinniert Striese, und macht kurzerhand eine Sklavin Tulia daraus. Und wenn das auch nicht klappt, könne man ja ein Kind nehmen, Tulium ... Oder die Sache per Brief lösen, "Das Kampfgetümmel ist fürchterlich, hoppla, da liegt ja'n Brief für mich" ...

:grinw:

Krähe71

Re: Elspe wirbt

Beitrag von Krähe71 » Mo 20. Jun 2011, 22:26

Nächstes Jahr spielen se dort "Winnetou I", d.h., die Tage von 'Benny' Armbruster sind gezählt.

Ich hab jetzt zwei Stücke von Segeberg (via TV) und eins live vorletztes Jahr von Elspe gesehen (wenn alles gut geht dieses Jahr auch) und muß sagen daß Segeberg schrecklicher ist, vor allem das von letztes Jahr, auch wenn sie sich figurenmäßig etwas näher an die Vorlage halten. Aber da muß ich sagen ist es mir lieber sie entfernen sich weit von May und bringen aber dennoch ein gewisses Karl-May-Feeling rüber, anstatt sich etwas mehr an die Vorlage zu halten, aber dann total in Klamauk zu enden. Wobei es einige wenige lichte Momente in Segeberg gibt, die man aber wirklich mit der Lupe suchen muß. Nicht viel besser ist es in Elspe. Da sind die lichten Momente wirklich Meinolf Pape zu verdanken, der niemals ein ausgebildeter Schauspieler war. Es könnte noch viel besser sein in Elspe, auch so daß alle auf ihre Kosten kommen, sowohl anspruchsvolle die den authentischen May suchen, als auch der auf Popkorn schwörende Mainstream der nur Action und Unterhaltung sucht. Aber das können wir wohl von dem neuen Geschäftsführer nicht erwarten. Bleibt uns also "nur" weiterhin May als Buch...

:wcool:

Annie O'Toole

Re: Elspe wirbt

Beitrag von Annie O'Toole » Mo 20. Jun 2011, 21:34

War am Samstag zur Premiere in Elspe und hab eine wirklich gute Inszenierung des HALBBLUTS gesehen …… „sehr frei“ nach Karl May, aber das wissen wir ja inzwischen alle……
Wer sich aber ein bisschen für Wildwest-Romatik, akrobatische Stunts und Kampfszenen, einer spektakulären Pyrotechnik (mit deren Hilfe am Ende ein ganzes Fort in die Luft fliegt) oder einer vierspännigen, brennenden (von Indianern verfolgten) Postkutsche erwärmen kann, kam bei der Aufführung voll auf seine Kosten. Ganz abgesehen von einem hervorragenden Meinolf Pape als „Senanda“.

BildBild

Wie Sven bei KM&Co schon berichtete kam es ja zu einem bedauerlichen Zwischenfall …….der Darsteller des Lord Castlepool ist während der Aufführung zusammengebrochen, was uns in den Genuss brachte, Jochen Bludau nochmal auf der Bühne zu sehen.
So traurig das für den Castlepool-Darsteller ist, aber irgendwie beschlich mich der kindsköpfige Gedanke, ob da nicht der gute Charlie (aus dem Jenseits) seine Finger im Spiel hatte … so nach dem Motto „der Lord hat beim Halbblut nix verloren“………. tja, warum es hier einen Castlepool anstatt der Timpes gab, weiß wohl auch nur der Verantwortliche. Vielleicht hat er ja bei KM&Co unser Geläster letztes Jahr gelesen, als die Segeberger aus den Timpes ein grauseliges Hampelmann-Duo gemacht haben….
Anyway….. mir hat’s gefallen und ich fahr mit Sicherheit nächstes Jahr wieder hin ......
:icool:
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(Hinweis des Admins: Die Bilder wurden freundlicherweise von Rolf Dernen zur Verfügung gestellt und auf Bitte Annies durch mich nachträglich eingefügt.)

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