Der Wildtöter

Buchbesprechungen und mehr über Karl May und Sekundärliteratur
Helmut

Re: Der Wildtöter

Beitrag von Helmut » Do 26. Apr 2012, 16:40

Der Übersetzer hatte es offensichtlich bei dem Cooper'schen Englisch auch nicht sehr leicht (teilweise sind ja auch Coopers Bücher (die "Littlepage"-Trilogie und "Wish-Ton-Wish") von Arno Schmidt übersetzt worden); so gibt es in der deutschen Fassung den Namen "Wildtöter" zweimal, einmal für Natty Bumppo und auch für sein Gewehr (das er hier erhält). Im Original heißt Bumppo "Deer-Slayer" und das Gewehr "killdeer".

Helmut

Helmut

Re: Der Wildtöter

Beitrag von Helmut » Mo 23. Apr 2012, 18:50

Was ich auch diesmal wieder gelernt habe (und was aus der üblichen Fassung nicht hervorgeht), der "Wildtöter" enthält ja auch eine veritable Liebesgeschichte zwischen Judith Hutter und Nathaniel Bumppo, dem ja auch schon im ersten Drittel des Romans ja seinen nächsten "Kriegsnamen" (nämlich Falkenauge (Hawkeye)) verliehen wird. Nur der unter den Delawaren aufgewachsene Jäger kriegt natürlich nichts mit, und meint immer noch (ich bin mittlerweile beim letzten Drittel angelangt), die Sympathie der "wilden Rose" (da war doch was mit den vielen "Rosen") gehöre der "großen Tanne", jenem merkwürdigen Hurry Harry ("Hurry Skurry"). Tja ...

Helmut

Helmut

Re: Der Wildtöter

Beitrag von Helmut » Do 12. Apr 2012, 15:29

Ich meinte, dass in der heutigen Jugend- und Abenteuerliteratur solche langen "Selbstreflexionen" nichts mehr zu suchen haben, da geht's dann mit "Action" zur Sache. Obwohl ja, solche Sätze, wie bei Cooper und bei May, meiner Meinung nach eben gerade den eigentlichen Reiz ausmachen, und für mich ja der Grund ist, warum ich diese Bücher überhaupt lese.
Der Wildtöter in dieser Ausgabe ist eben, was für manche eine weitere Schwierigkeit bedeutet, natürlich 19. Jahrhundert (viel mehr noch als May), und (natürlich) nicht "political correct".

Helmut

Krähe71

Re: Der Wildtöter

Beitrag von Krähe71 » Do 12. Apr 2012, 13:29

Refleksartig muß ich das jetzt eine Weile für mich reflextieren... :grinw:

Simpl

Re: Der Wildtöter

Beitrag von Simpl » Do 12. Apr 2012, 13:25

http://woerter.germanblogs.de/archive/2 ... wortes.htm

Sowas mag ich ja ... :smilew: mit so etwas könnte ich mich den ganzen Tag beschäftigen ... (es gibt Berufe, da macht man das. Tja ... zu spät ...)

Aber auch wenn ich es jetzt eigentlich einsehe, bleibe ich trotzdem bei "Reflektion". Ich bin a.) stur b.) sind wir eh unter uns und c.) verstehen bei "Reflexion" statt "Reflektion" vielleicht noch weniger, was gemeint ist ...

:ilol:

Verglichen mit etwa Thomas Mann reflexiert (Königs Erläuterungen: das war jetzt ein Scherz ...) der Cooper übrigens noch vergleichsweise wenig ... ("Seit ich 'Josef und seine Brüder' kenne, weiß ich den 'Wildtöter' zu schätzen ...", frei nach Walther Ilmer)

Krähe71

Re: Der Wildtöter

Beitrag von Krähe71 » Do 12. Apr 2012, 13:16

Oder Reflexe... :zwinkw:

Simpl

Re: Der Wildtöter

Beitrag von Simpl » Do 12. Apr 2012, 12:57

Krähe71 hat geschrieben:Ich denke was Helmut meint, ist die Länge des Dialogs.
Reflektion ist recht unbeliebt, ja ...

(Habe ich kürzlich in einer Amazon-Rezension zu Hohenthal gelesen, "Geschwafel" ... Hm ... Das war einer der Punkte warum mir das Buch gefiel, wenig "Action", dafür mehr Reflektion ...)

:wcool:

(Man soll "Reflexion" schreiben, lese ich gerade. Nö. Da assoziiere ich Strahler am Fahrrad, aber nicht Reflektieren ...)

:wcool:

Krähe71

Re: Der Wildtöter

Beitrag von Krähe71 » Do 12. Apr 2012, 12:49

Ich denke was Helmut meint, ist die Länge des Dialogs. Und mit der Sprache habe ich auch bei May manchmal Probleme, aber ich versuche es mir wie Simpl zusammen zu reimen (als Leser sollte man schon etwas mitdenken). Das Wort Rekognoszieren hatte ich vorher noch nie gehört, brauchte aber kein Wörterbuch um zu wissen was May damit meint.

:smilew:

Simpl

Re: Der Wildtöter

Beitrag von Simpl » Do 12. Apr 2012, 12:35

Helmut hat geschrieben: Es ist "klar", dass solche Sätze (es ist auch noch dazu ein Selbstgespräch) heutzutage in keinem Buch mehr stehen können.
Meinst Du jetzt sprachlich oder inhaltlich (oder beides) ?

Mit dem sprachlichen Verständnis habe ich, obwohl [auch] in der Hinsicht nicht eben zimperlich, so meine leichten Schwierigkeiten, bzw. muß die eine oder andere Stelle mehrmals lesen und ein wenig mitdenken, bis ich erkenne, was genau gemeint ist ...

Inhaltlich ist es doch harmlos will sagen nicht irgendwie anstößig oder "political incorrect" ... (bis auf das "verräterisch nach deiner Natur", aber es stehen z.B. bei Stefan Zweig, wer hätte das von ihm gedacht, über Farbige noch ganz andere Sachen ...)

Helmut

Der Wildtöter

Beitrag von Helmut » Do 12. Apr 2012, 12:02

Ich habe mal wieder zu meinen Cooper's gegriffen und mir den Wildtöter vorgenommen.
Cooper teilt ja das Schicksal Mays, es gibt seine Bücher eigentlich nur sehr bearbeitet (natürlich auch "für die Jugend") und stark gekürzt. Ich habe die Ausgabe, die in den 70'ern bei Fischer als TB's erschienen ist, und die sind vollständig (so ist der "Wildtöter" alleine 640 Seiten lang, eine Seitenanzahl, in die "leicht und locker" die gesamten bearbeiteten und gekürzten Lederstrumpfgeschichten passen. Außerdem ist es (mehr oder weniger) die alte Übersetzung von E.Kolb.

Um mal eine Beispiel dieser Übersetzung und der originalen Fassung zu geben, hier ein Zitat:
"ich wollte dein Leben nicht haben, Rothaut", sagte er, "aber du ließest mir keine andere Wahl als töten oder mich töten lassen. Jeder Teil handelt nach seinen Gaben, denk' ich, und Tadel kann keinen treffen. Du warest verräterisch nach deiner Natur im Kriege, und ich war ein wenig zu nachsichtig, da ich andern zu leicht traue. Nun, das war mein erster Kampf mit einem menschlichen Sterblichen, obgleich er wohl nicht mein letzter gewesen sein wird. Ich habe mit den meisten Kreaturen des Waldes gekämpft, als da sind Wölfe, Bären, Unzen und Panther, aber das ist der Anfang mit den Rothäuten. Wäre ich nun ein geborener Indianer, so könnte ich davon erzählen oder den Skalp mitbringen und mich der Tat rühmen vor dem ganzen Stamme, und wenn nun mein Feind auch nur ein Bär gewesen, so wäre es natürlich und passend, jedermann das Vorgefallenen wissen zu lassen: aber ich sehe nicht ab, wie ich auch nur Chingachcook dies Geheimnis mitteilen soll, solange dies nur dadurch möglich ist, daß ich mit einer weißen Zunge davon prahle. Und warum sollte ich auch damit zu prahlen wünschen? Es ist eben Tötung eines Menschen, obgleich er ein Wilder war, und wie weiß ich, ob es ein gerechter Indianer gewesen und ob er nicht woanders hin entrückt worden ist als in glückliche Jagdreviere? Wenn es ungewiß bleibt, ob etwas Gutes oder Schlimmes ausgeführt worden ist, ist das klügste, sich nicht zu rühmen - und doch wäre es mir lieb, Chingachcook wissen zu lassen, daß ich den Delawaren und meiner Erziehung keine Unehre gemacht habe!"
Es ist "klar", dass solche Sätze (es ist auch noch dazu ein Selbstgespräch) heutzutage in keinem Buch mehr stehen können. Und doch war es - so meine ich - Cooper sehr wichtig gerade dies (was wohl in jeder heutigen Fassung fehlen wird) auszusagen.

Helmut

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