..... mir hat damals die Ärztin der Palliativstation des behandelnden Krankenhauses durch Gespräche und Lesestoff sehr geholfen ..... ich hab mir daraus dann selbst etwas zusammengeschrieben, das mir sehr viel Kraft zum Loslassen und Trauern gegeben hat ..... wem es jetzt zu viel wird - einfach überlesen:Simpl hat geschrieben:'Now we are talking', will sagen, auch in Internetforen kann es richtig interessant werden, nicht oft zwar, aber "Heut' hast du's erlebt" ...
Da wir ja hier bei literarischen Exkursionen sind, ich habe mal die letzten Tagebücher von Sandor Marai gelesen und daraus eigenartigerweise Kraft geschöpft, eigenartig deshalb, weil es dort darum geht, daß er seine Frau beim dementen Wegdämmern erlebt und begleitet.......
"Jeder Mensch nähert sich seinem Tod auf seine ihm ganz eigene Art und Weise und drückt so in seinem Sterben seine Einmaligkeit aus. Der Tod ist so einzigartig, wie jeder Mensch einzigartig ist. Für manche ist es sehr schwer, sich von ihrem Körper zu lösen… sie brauchen vielleicht Monate… für andere mag es leichter sein. Es ist wichtig, dass wir dem sterbenden Menschen die Zeit lassen, die er braucht, um seinen Weg des Sterbens zu gehen. Das mag manchmal schmerzlich und schwer für uns sein, wenn wir meinen, der Sterbende könne doch einen leichteren Weg gehen, er müsse doch nur „loslassen“. Wir müssen immer wieder bereit sein, die Art und Weise, die der Sterbende für sich wählt, als die für ihn richtige Art anzunehmen und innerlich bereitwillig mitzugehen, auch wenn sie unseren eigenen Vorstellungen widerspricht.
Es ist SEIN Sterben. Und wir wissen nicht, wie wir selbst diesen Weg gehen werden.
Der sterbende Mensch zieht sich mehr und mehr von der Außenwelt zurück …. Er hat kein Interesse mehr an der Zeitung oder dem Fernsehen oder auch an Menschen…..er möchte nur noch wenige, ihm sehr vertraute Menschen um sich haben…. Manchmal auch ganz allein sein.
Es ist eine Zeit, in der er sich von allem, was außen geschieht, zurückzieht und sich nach innen wendet. Er hält Rückblick auf sein Leben …. zieht gleichsam Bilanz. Es scheint so, als ob er nur schläft, aber häufig verarbeitet er in dieser Zeit viel…… für uns ist es unerkennbar.
Mit der Hinwendung nach innen hat der Sterbende weniger das Bedürfnis zu sprechen. Worte verlieren ihre Wichtigkeit. Still sein wird wichtiger. Zeitlosigkeit entsteht.
Wenn wir uns als Begleiter auf das schweigende Zusammensein einlassen können, so können wir die heilende Kraft der Stille erfahren – auch wir werden aus der Zeit unseres Alltags herausgehoben, dürfen teilhaben an einer Art Zeitlosigkeit, in der wir einen Hauch Ewigkeit erfahren.
Wenn wir jemanden in der Zeit des Sterbens begleiten, kommen wir oft an unsere Grenzen der Belastbarkeit. Auch wenn man spürt, dass man mehr Kraft hat, als man sich jemals vorgestellt hat, so plagen einen doch die Gedanken wie es weitergehen wird, die Ungewissheit, ob die eigene Kraft reicht und die Angst vor dem Moment des Todes.
Außerdem wühlt das Sterben ja auch in uns vielfältige Gefühle der Trauer, der Angst, der Zweifel, der Wut und der Ohnmacht auf. Der Boden, der uns sonst getragen hat, gerät beträchtlich ins Wanken ….wir leben in einer ganz anderen Welt."
So ist das! Ich möchte diese Erfahrung - so traurig sie für mich war - nicht missen.