"Rih das Wunderpferd " oder "die Geschichte eines Fehlers"

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Simpl

Re: "Rih das Wunderpferd " oder "die Geschichte eines Fehl

Beitrag von Simpl » Do 30. Jun 2011, 18:25

Helmut hat geschrieben:Aber, aber liebe Anja, sicher hat sich Karl May was gedacht dabei, als er erst Rih sich im Wilden Westen tummeln ließ und das dann wieder zurücknahm.
Nein, hat er nicht ... (ich weiß daß Du's weißt ...) Aber interessant ist's allemal: Pferd ist Pferd, galt da für einen Augenblick. Es ist ja nicht nur interessant was ein Autor sich gedacht hat sondern auch was sein Unterbewußtsein für ihn gedacht / gemacht hat ... insofern sollte in einer guten Ausgabe der Text original so stehen bleiben und in einer Fußnote auf den Irrtum hingewiesen werden. Wenn es denn [wie hier] ein Irrtum ist. Die Sache mit "getötet oder gar verwundet" im 'Ölprinz' (die mir natürlich reflexartig einfällt ...) ist ja [vermutlich] keiner, sondern ein gallenbitterböser Scherz. Also immer schön behutsam mit den Fußnoten ...

Zu Pferd ist Pferd fällt mir auch noch was ein ("doch drinnen saß der Wurm und fraß an meinem Herzen Tag und Nacht", naja ganz so schlimm ist es auch wieder nicht ...), und zwar daß Wirt freilich auch Wirt ist, in Gartow und andernorts, austauschbar durch die Jahrhunderte oder auch Jahrtausende, und man [daher] weder wissen muß wie er hieß noch von wann bis wann er gelebt hat ... was da los war, in Gartow, z.B., innerlich, das ist interessant. Man kann sich natürlich auch mit den Zahlen und Fakten befassen. Die Dinge können sich ergänzen. Aber man ist ja ein Spinner wenn man seinen Schwerpunkt nicht bei der Erbsenzählerei hat ...

Simpl

Re: "Rih das Wunderpferd " oder "die Geschichte eines Fehl

Beitrag von Simpl » Do 30. Jun 2011, 18:08

Helmut hat geschrieben:der Zeitschrift in der May Szene
Es ist gemein aber mir fiel tatsächlich ad hoc "Die gibt es nicht ... die ... gibt es nicht" ein, im musikalischen O-Ton von Herrn Bockelmann alias Udo Jürgens. Daß mir von morgends bis abends unentwegt irgendwelche Zitate einfallen bin ich ja gewöhnt, aber jetzt auch noch sozusagen mit Musikuntermalung, das ist neu ...

:smilew:

Helmut

Re: "Rih das Wunderpferd " oder "die Geschichte eines Fehl

Beitrag von Helmut » Do 30. Jun 2011, 17:57

Aber, aber liebe Anja, sicher hat sich Karl May was gedacht dabei, als er erst Rih sich im Wilden Westen tummeln ließ und das dann wieder zurücknahm.
(So wie er sich sicher was dabei gedacht hat, dass Kara Ben Nemsi, erst im 2. Drittel von "Durch die Wüste" die berühmten Gewehre von Old Shatterhand (praktisch aus dem Nichts) bekam, vorher hatte er nur einen ganz gewöhnlichen "Schießprügel".)
Da machst Du Dir das dann doch zu einfach :zwinki: .
Sicher wird es darüber irgend wann einmal einen Vortrag auf dem KMG-Kongress und mindestens einen Artikel im Jahrbuch geben.

Jetzt weiß ich wenigstens, was ich in meiner Rezension von "Du weißt schon was" als Hauptkritik anführen werde. Und täusche Dich nicht, diese meine Rezension wird erscheinen, da kann ich meine Connections zu der Zeitschrift in der May Szene spielen lassen (und außerdem bin ich da ja sozusagen im Aufsichtsrat :ilol: )

Helmut

Anja

Re: "Rih das Wunderpferd " oder "die Geschichte eines Fehl

Beitrag von Anja » Mi 29. Jun 2011, 10:26

Hallo Helmut,

danke für die Recherche.

Nachdem ich mich aber (dank digitaler Bibliothek ...) darum bemüht habe, die Texte über die Tiere so zu schreiben, wie Karl May sie (vermutlich) zuletzt haben wollte, findet sich diese Anekdote nicht in meinem kleinen Lexikon ;-)
Lustig ist das allemal!

Helmut

"Rih das Wunderpferd " oder "die Geschichte eines Fehlers"

Beitrag von Helmut » Mo 27. Jun 2011, 17:07

oder "Rih im Wilden Westen"

In Winnetou II (!) steht/stand folgender (Halb-)Satz:
...; ich stieß sie vollends auf und zog Rih in das Innere
Und zwar steht das so (mindestens) in folgenden Auflagen von Winnetou II:
2. Auflage von 1895
5. Auflage von 1899
10. Auflage von 1907
(alle erschienen bei Fehsenfeld, Freiburg; die ersten beiden sind "grüne" mit den beiden verschiedenen Deckelbildern, die dritte ist eine sog. S.Schneider Ausgabe)
und außerdem noch in der (Halbleder, Halbfranz-)Ausgabe des "Verlags der Karl May Stiftung" von 1913.
(Dieser Verlag war der Vorgänger des Karl May Verlags, er hatte 3 "Gesellschafter": Klara May, E.A. Schmid und F.Fehsenfeld, letzterer hatte sein "Karl May Lager" in den Verlag eingebracht, und diese Bücher wurden dann (teilweise mit neuem Verlagsaufdruck) von dem neugegründeten Verlag weiterverkauft.

In den (blauen) illustrierten Reiseerzählungen (ebenfalls noch erschienen beim Fehsenfeld-Verlag) steht allerdings bei Winnetou II (erschienen bereits 1909) auf Seite 464
... ich stieß sie vollends auf und zog Swallow in das Innere.


Diese Ausgabe war bis zum Band 10 von May nochmals durchgegangen worden, und er hat diesen (seinen) Fehler offenbar entdeckt und korrigiert.

Durch einen Hinweis von W. Hermesmeier weiß ich, dass allerdings in den ersten Ausgaben des Karl May Verlags auf "wundersame Weise" wieder "Rih" hineinsprang (in Winnetou II); dort wurde das erst wieder in den 1940'er entdeckt und dann allerdings gleich auf "Hatatitla" korrigiert. (In den Mayschen originalen Büchern gibt es diesen Rappen erst ab der Satan & Ischariot Trilogie).

Helmut

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