Friedrich Axmann: Fürst und Junker
Roman aus der Jugendzeit des Hauses Hohenzollern
(erschienen in der Zeitschrift Deutsches Familienblatt in Dresden, im Jahrgang 1875/76. Während der Zeit der Veröffentlichung war Karl May Redakteur dieser Zeitschrift.)
Der Roman ist als Reprint erschienen in der KMG-Presse, Ubstadt im Jahre 1990, mittlerweile vergriffen und nur noch antiquarisch erhältlich. Auch im Karl-May-Verlag ist dieser Roman in drei Bänden erschienen, dort ist er noch erhältlich; ich habe allerdings diese beiden "Versionen" nicht verglichen, und kann daher nichts zu evtl. Unterschieden sagen. Meine Lektüre beruht nur auf dem Reprint.
In diesem Reprint-Band sind außer dem Axmann-Roman noch folgende im gleichen Jahrgang veröffentlichten Erzählungen von Karl May enthalten:
- Aus der Mappe eines Vielgereisten, mit den Einzelerzählungen Inn-nu-woh der Indianerhäuptling und Old Firehand (ersteres ist die erste Erzählung, in der Winnetou noch unter dem Namen Inn-nu-woh auftritt. May hat sie später als Anfang des Silbersee verwendet. Die zweite Erzählung ist dann, von May bearbeitet, in Winnetou II eingearbeitet worden).
Diese "Mappe" umfasst also (nach derzeitigem Kenntnistand) die ersten beiden Erzählungen Mays, die im "Wilden Westen" spielen.
Ferner beinhaltet der Reprint-Band noch folgende 3 Humoresken:
- Ein Stücklein vom alten Dessauer
- Die Fastnachtsnarren
- den Nußbäumen
Und nun stichpunktartig einiges, was mir bei der Lektüre so ein- und aufgefallen ist.
Axmann ist Axmann ist Axmann (und nichts anderes)!
Zum Glück (und zur Erholung) kommen im KMG-Reprint einige May-Texte dazwischen. Ich habe während des Lesens des Axmann-Romans so meine Probleme; ich find's nämlich schlicht und ergreifend stinklangweilig.
Erschwerend für Fürst und Junker kommt noch dazu, dass zwischendrin in dem Reprint eben auch die oben erwähnten Erzählungen Mays, die in der Zeitschrift Deutsches Familienblatt erschienen, mit abgedruckt sind. Und das sind immerhin z.B. Inn-nu-woh und Old Firehand, da hat natürlich Axmann keine Chance dagegen. Aber auch Die Fastnachtsnarren kommen mir kurzweiliger vor (das ist allerdings auch wesentlich kürzer).
Friedrich Axmann, ein Name, den man sich nicht merken muss.
Er wäre auch schon längst dem wohlverdienten vollständigen Vergessen übergeben worden, wenn nicht...
- ...ein gewisser Karl May einige seiner Romane redaktionell betreut hätte und...
- ...zu einem dieser Romane so etwas ähnliches wie eine Fortsetzung geschrieben hätte.
Und um diesen Roman, nämlich um Fürst und Junker, geht es hier.
So um die Zeit der Gründung des zweiten Deutschen Reiches herum kam es in Mode, das damalige Herrscherhaus (die Hohenzollern) zu glorifizieren, indem man ihre "ruhmreiche Vergangenheit" gebührend würdigte.
Es wird geschildert, wie der ehemalige Nürnberger Burggraf (der Fürst) die ihm vom Kaiser (Sigismund) zur Verfügung gestellte Mark Brandenburg befriedete und von dem (bösen) brandenburgischen "Altadel" (den Junkern) befreite.
Der Roman selber ist eigentlich vollständig abgeschlossen - bis auf die Tatsache, dass der Hauptbösewicht (Dietrich von Quitzow!) am Schluss entkommt, darauf hat dann auch May mehr oder weniger seine "Fortsetzung" aufgesetzt. Im großen und ganzen ist der Roman doch einigermaßen spannend und enthält so gut wie alle Zutaten für "große Kolportage".
Dass es dieses, nämlich ein guter Kolportageroman, doch nicht wurde, liegt wohl daran, dass Axmann dieses Metier (noch?) nicht beherrschte.
Einige dieser "Zutaten" sind:
- Die Schilderung des "Hauptbösewichtes" (Quitzow), der einerseits als fürchterlicher Räuber erscheint, dann wieder als edler Ritter. Aber diese "Erscheinungsformen" sind immer streng getrennt voneinander und so bleibt eben diese Figur eben auch nur holzschnittartig (und wird zu keiner der "interessanten Mayschen Bösewichter").
- Axmann lässt so gut wie alle Situationen, die irgendwie humorvoll werden könnten, "links liegen". So gäbe es z.B. eine herrliche "Schatzsuche"; einen Knappen, der "b" und "p" verwechselt und noch so vieles mehr.
- Der Aufbau der Handlung, was Erfolge und Mißerfolge der Helden anbelangt, ist ebenfalls ziemlich misslungen.
- Das Ende des Romans kommt dann auch ziemlich abrupt. Erst werden noch einige neue Knoten geknüpft und schon muss sich alles in Wohlgefallen auflösen (da hat wohl der Redakteur May den Schriftsteller Axmann gedrängt, die Geschichte noch innerhalb des Jahrganges zu beenden).
Wie man virtuoser mit diesen Motiven umgeht, hat May dann später z.B. in seinen Kolportageromanen (aber auch in den anderen) gezeigt. Womöglich hat er diese Motive hier in diesem Roman und in der von ihm verfassten Fortsetzung übernommen.
Nun bin ich gespannt, wie May sich dieses Themas in seiner Fortsetzung Der beiden Quitzows letzte Fahrten, die ja zur gleichen Zeit und im selben "Milieu" spielt, angenommen hat.
(Eingestellt: 10.07.2013. Der nächste Teil folgt am 10.08.2013.)